WARUM habt ihr euren jetzigen Beruf (Studium / Schulform) gewählt?

Discussion in 'German' started by Pit Schepatsche, Sep 27, 2004.

  1. YinYangFish

    YinYangFish Senior Member

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    @Heaven:
    Das klingt nach einer ziemlich erschreckenden Erfahrung. Sonderlich einfühlsam war die Frau dann vermutlich nicht, auch wenn es für mich so klingt, als ob sie das am Anfang sogar sein wollte.
    Da zeigt sich aber ein ganz großes Problem solcher Konzepte: Wo geht es noch um Beratung, Unterstützung oder Hilfestellung oder wo beginnen dann Einflussnahme, Manipulation und Kontrolle? Wie gesagt - ich kenne mich mit NLP nicht aus. Aber ich könnte mir vorstellen, dass das auch positiv sein kann, wenn es in den dafür notwendigen Grenzen eingesetzt wird. Deine scheinen da aber massiv übergangen worden zu sein.
    Aber eins verstehe ich noch nicht ganz - würde mich aber interessieren: Hat Deine Chefin behauptet, Du hättest Kinder gefährdet? :confused:
     
  2. Anjee

    Anjee Member

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    @Heaven:
    Ich kann mich YinYangFish nur anschließen. Was Du da erlebt hast klingt ja fürchterlich. NLP hatte vor ein paar Jahren in der Esoterik-Szene Hochkonjunktur, und damals habe ich nur positives gehört. Ich selber habe keinerlei Erfahrungen und weiß auch nicht viel mehr, als das, was hier im Forum geschrieben steht bzw. auf den von Christoph angegebenen Seiten im Internet.

    Mein Gefühl ist, dass es hier wie in vielen Bereichen mitlerweile eine Menge schlecht ausgebildeter Scharlatane gibt, die mit dieser sensiblen Materie der menschlichen Persönlichkeit (und ihren Strukturen, auf die sich ja jedes Coaching aus dieser Ecke beruft) auf der einen Seite nicht angemessen umgehen und auf der anderen Seite das tun, was im weitesten Sinne "menschlich" ist: ihre eigenen Probleme auf andere zu projizieren. Andererseits ist es auch als "Opfer" (in Deinem Fall, Heaven) oder als "Konsument" (im Allgemeinen) schwierig, zu unterscheiden, wo etwas wirklich "helfen" soll, im Sinne von Weiterbildung usw. und wo etwas auch tatsächlich hilft. Den vieles von dem, was uns wirklich vorwärts trägt ist mit Unbequemlichkeiten und (oftmals schmerzhaften) Prozessen verbunden. (Loslassen, Konfrontieren etc.) Vom Kopf her neigt man ja nur zu gerne dazu, dies alles abzulehnen. Andererseits muss man auch vorsichtig sein und den Betrügern aus dem Weg gehen...

    Alles in allem bin ich der festen Überzeugung, dass Persönlichkeitsveränderungen auf der Ebene, wie es Dir widerfahren ist, eine absolute (ich nenne es mal) "Sache des Herzens" sein sollte, die auf gar keinen Fall jemandem im Rahmen eines Praktikums aufgezwungen werden sollte.

    Love and Light. Anjee
     
  3. Heaven

    Heaven Senior Member

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    Dieser Frau ging es letztendlich leider nur darum, ihre Macht durchzusetzen. Ihre leitende Funktion in dieser Einrichtung war ihr insoweit sehr wichtig, dass sie im privaten Bereich keine Erfolge hatte.


    Ich selbst bin auch eine eher starke Persönlichkeit - was nicht heißt, dass ich nicht konstruktive Kritik annehmen kann (ich bitte sogar darum) und niemand, der unreflektiert duckt!

    Sie war jedoch, wie sie meinte der Ansicht stets gegen mich kämpfen zu müssen (sagte sie selbst) um zu beweisen, dass sie besser war als ich.

    Sie hatte mich unter anderem aufgrund meines guten Erzieherzeugnisses eingestellt mit folgenden Worten: "Mein Zeugnis war auch gut, aber nicht so gut wie Ihres. Jetzt wollen wir mal sehen, ob sie in der Praxis BESSER sind als ich." Leider hatte ich zu dem Zeitpunkt schon den Vertrag unterschrieben, mir klappte damals förmlich der Kinnladen runter.


    @ grof: das mit der Kindergefährdung war folgendermaßen:

    Eines Tages war ich mit einem kleinen, sehr stillen Mädchen allein in einem Raum. Das Mädchen hatte zu mir Vertrauen gefasst und redete sonst mit kaum jemanden.
    Plötzlich meinte es, dass es ihr an einer Stelle (einer Rippe) weh täte und deutet darauf. Sie meinte, da hätte ihr Papa ihr mit der Schaufel drauf gehaut. Ich fragte, ob ich mal sehen könnte (schließlich tat es ihr weh!).
    Es war aber nichts zu sehen.
    Sofort ging ich zur Gruppenleitung und berichtete ihr davon. Diese ging zur Chefin.
    Am nächsten Tag während der Teamsitzung schrie mich die Chefin vor allen Angestellten an, ich hätte das Wohl des Kindes gefährdet. Wenn wirklicih etwas zu sehen gewesen wäre (blauer Fleck etc.) wäre sie verpflichtet gewesen zur Polizei zu gehen. Wenn es jedoch eine einmalige Sache wäre, würde Unglück über die Familie gebracht.Ob ich noch ganz bei Sinnen wäre, jemanden wie mir dürfte man keine Kinder anvertrauen und wenn es nochmal vorkäme, bekäme ich eine Abmahnung (damit drohte sie gern).
    Ich meinte, wie sie sich es denn vorstelle, wenn ein Kind zu mir käme es habe Schmerzen, muss ich mir das doch anschauen!
    Nein, nur sie hätte sich das anschauen dürfen... blablabla.
    Das Team traute sich eh nicht zu wiedersprechen und ich war fix und alle. Zwei Tage später kam meine Lehrerin von der Schule zu Besuch und ich erzählte ihr den Vorfall. Sie war der Meinung, dass ich völlig richtig gehandelt hätte.
    Weißt du, wie man sich als Pädagoge (der wie ich die Kinder liebt) fühlt, wenn man gesagt bekommt man gefährde das Wohl der Kinder?
     
  4. ~grof~

    ~grof~ Member

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    Üble Sache, Sabine :(
    Doch Grof != YinYangFish ;)
     
  5. Heaven

    Heaven Senior Member

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    Oh sorry, bei meinen ganzen Männern komm ich ab und zu durcheinander *gg*!
     
  6. YinYangFish

    YinYangFish Senior Member

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    @Heaven: Ich hatte eine solche Situation nie. Als ich meinen Zivi in einer Kita hier in HH gemacht habe, ist mir nichts passiert, was Deinen Erlebnissen ähnelt. Ich vermute aber mal, dass mich das sehr verwirrt und zum an mir zweifeln gebracht hätte. Gerade wenn einem an den Kindern was liegt, fängt man ja erst recht an, sich Gedanken zu machen, ob man nicht vielleicht doch einen Fehler gemacht hat, ohne es selbst zu merken.
    Naja - aber ich spekuliere hier jetzt eben ins Blaue. War das bei Dir so, wie ich mir das gerade vorstelle, oder doch ganz anders?
     
  7. Heaven

    Heaven Senior Member

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    @Christoph: Ja, damals hatte ich starke Selbstzweifel und es ging mir echt beschissen. Man fragt sich ja, ob man überhaupt für den Beruf geeignet ist (an der Erzieherschule war ich in der Theorie zumindest die Jahrgangsbeste)
    Während meiner Praktika hatte ich dreimal Pech und ich dachte echt es liegt an mir. Das war für mich sehr schlimm, weil ich sonst noch nie mit anderen große Probleme hatte, viele Freunde und Bekannte habe (auch ältere Leute). Nach zahlreichen positiven Praktika wurde mir eines klar:

    a) im sozialen Bereich gibt es häufig Mobbing. V.a. wenn man nur mit Frauen zusammenarbeitet

    b) ich gebe zu, dass ich auch immer ein bisschen Probleme mit Autoritäten hatte. Das ist auch heute noch so: entweder ein Dozent liebt oder er hasst mich, weil ich kein kleines braves Mäuschen in der Reihe hinten rechts bin. Ich bin gerne bereit mich einer Autorität unterzuordnen, wenn ich das Gefühl habe, dass es Sinn macht. Wenn ich aber das Gefühl habe, dass die Autorität nur Schwachsinn von mir verlangt, dann sag ich es auch oder wiedersetze mich. Z.B. hatte ich einen Riesenkrach mit einem Dozenten, als ich in der Uni einmal während eines Seminars aufs Klo musste und er meinte, mir das verbieten zu müssen. Da bin ich dann niemand, der ein Blatt vor den Mund nimmt.


    Die Story in der Kita ging folgendermaßen aus: ich bekam zum Glück eine Stelle in einem Kindergarten um mein Anerkennungsjahr zu Ende zu führen. Dort wurde ich sogar Gruppenleitung und bekam am Ende einen Einser von meiner neuen Chefin für mein Anerkennungsjahr, 100 rote Rosen von den Eltern und unzählbare selbstgebastelte Geschenke (inklusive der Kinderherzen) von den kidis.

    Heute hab ich zum Glück das Selbstbewusstsein (heute studier ich ja Lehramt und hab nur noch gute Praktika hinter mir!!!), dass damals echt die den Schuss hatte und nicht ich.
    Für mich gibt es keine schönere Arbeit als die mit Kindern!

    Mit Kindern vergeht die Zeit wie im Flug -
    doch Augenblicke werden zu Ewigkeiten.
     
  8. YinYangFish

    YinYangFish Senior Member

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    Es freut mich zu hören, dass diese Geschichte ein positives Ende nimmt - und dabei über das Thema NLP sogar wieder zu in gewisser Hinsicht zur Berufs- und Studienwahl geführt hat (nur eben zu der von Heaven). :p
    Eines noch zu der Sache mit dem Mobbing. Ich habe während meines Zivis auch mit lauter Frauen (sozusagen als Hahn im Korb, aber dafür als ultimativer Ansprechpartner der Jungs zum Fussballspielen :cool: ) zusammengearbeitet. Da ist auch eine während der Zeit regelrecht geflohen, nachdem es da richtig Stress gegeben hatte - bis hin zur Abmahnung und so. Naja, neulich traf ich den Vater eines der Jungen aus dieser Kita in der Bahn, der mir erzählte, dass es da immer noch Probleme gebe, so dass sogar die Eltern protestiert hätten. Das Team hätte jetzt begonnen, Supervision zu machen. Hoffentlich hilft´s ihnen.
     
  9. Southernman

    Southernman Boarischer Rebell

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    Diesen Satz hier hab ich gerade in einem anderen Forum gelesen, was sagt ihr als zukünftige professionellen Kinderbetreuer dazu?

    Die professionellen Kinderbetreuer -gerade in Deutschland- basteln zu sehr am Einheitskind herum, welches ihnen die gerade in Mode befindliche Pädagogik so vor gibt.
     
  10. Kastenfrosch

    Kastenfrosch Blaubeerkuchen!! Lifetime Supporter

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    Zu glauben daß die online welt sicherer ist als die reale welt finde ich totalen humbug. Also ich denke man sollte kindern das internet nicht vorenthalten, aber wenn es um Freunde geht, sollte doch erstmal die reale welt herhalten, denn richtige sozialformen kann man von grundauf im internet nicht lernen. Es fehlen so viele "teile" die das vermeintliche gegenüber zu einem richtigen Menschen machen und die wichtig für die kommunikation mit richtigen menschen sind. Da wären zum beispiel die mimik und gestik eines gegenübers die schonmal extrem wichtig für das verständnis und das richtige einordnen von gesagtem sind, und die sind im richtigen leben so vielfältig, daß ein paar smiley niemals ausreichen und das zu ersetzen. Vorallem kann man im internet ja auch nicht richtig spielen. Ich glaube, als kind hätte ich einen spass daran gehabt, im internet zu hocken und zu tippen.
     
  11. Heaven

    Heaven Senior Member

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    Halt ich für absoluten Schwachsinn. Wer mal in einer Kiga Gruppe mit 30 Individuen gearbeitet hat, der weiß, dass es kein Einheitskind gibt - zum Glück!

    Im Erwachsenenleben hat man ja auch keine "Einheitsfreunde". Man hat jeden seiner Freunde auf seine Art gern, auch wenn sie noch so verschieden sind.

    Abgesehen davon hab ich keine Ahnung, wie ein Kind nach der "aktuellen" Pädagogik auszusehen hat. Obwohl ich täglich mit Pädagogik zu tun habe, ist mir noch kein solcher theoretischer Entwurf untergekommen.
     
  12. Southernman

    Southernman Boarischer Rebell

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    @ Tanja
    Volle Zustimmung zu Deinen Ausführungen. Das Topic, zu dem der Kommentar abgegeben wurde, der Versuch, das Internet für Kinder sicherer zu machen, ist sowieso von vornherein zum Scheitern verurteilt, es reicht, dass bloss einmal einer dieser Dongles in falsche Hände gerät, dann kreisen sofort problemlos zu kopierende Softwaredongles in einschlägigen Kreisen. Es ist meine Pflicht als Elternteil, aufzupassen, was mein Kind am Computer treibt und ihm zu zeigen, dass es auch was anderes gibt und wie bunt die Welt da draussen ist. Leider passiert es halt viel zu oft, dass Eltern aus Faulheit, Bequemlichkeit usw. zulassen, dass Kinder stundenlang am PC oder auch TV sitzen, ohne im geringsten zu kontrollieren, was da gerade gemacht/angeschaut wird, das ganze dann noch fördern, indem schon kleine Kinder einen eigenen PC/TV ins Kinderzimmer gestellt kriegen.


    @Sabine
    Weisst doch mittlerweile, dass ich ein alter Provokateur bin. Wenn es so ist, dass alle Kinder durch die Kindergarten- und Schulzeit ihre Individualität behalten dürfen, keines ausgegrenzt wird, weil es anders ist, dann ist ja alle ok. Modetrends kenn ich durchaus in der jeweiligen aktuellen Pädagogik, einemal sind die Antroposophen von Steiner angesagt, die letzten 20 Jahre wurde Montessori immer mehr en vogue, Ende der 60er haben alle von Summerhill, antiautoritäre Erziehung, geredet..
     
  13. YinYangFish

    YinYangFish Senior Member

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    Also erstmal eins: Nach meinem Studium werde ich aller Wahrscheinlichkeit nach KEIN professioneller Kinderbetreuer sein, da ich meinen Schwerpunkt auf die Erwachsenenbildung/Weiterbildung lege.
    Was die in der Mode befindliche Pädagogik betrifft, fällt es mir ebenfalls schwer, darüber etwas zu sagen. Erstens kenne ich die Pädagogik, die in der Erzieher(-innen)ausbildung gelehrt wird, nicht. Zweitens weiß ich auch nicht, wie sich die Erzieher(-innen) verhalten, die schon mehrere Jahre im Beruf sind.

    Einen konkreten Beitrag kann ich hier aber neben diese Anmerkungen trotzdem leisten: Gestern habe ich mit einer Kindergartenleiterin gesprochen, die von ihren Auseinandersetzungen mit ihrem Team erzählte. Dort gäbe es einige "Bastel-Queens", während sie eher kreativere und freie Formen bevorzuge. Ich fragte sie, ob sich das nicht ergänzen könnte, worauf hin sie mir erklärte, dass diese Erzieherinnen vor allem mit Schablonen bastelten, worauf hin bei allen Kindern alles gleich aussähe.

    Ich interpretiere das jetzt mal ganz frech so, dass durch ein solches Vorgehen Konformität und Gleichförmigkeit (was ja dem Einheitskind schon in Teilen nahe kommt) zumindest begünstigt wird. Wie stark sowas aber praktiziert wird, kann ich nicht beurteilen. Während meiner Zivi-Zeit habe ich auch beobachten können, wie dort gebastelt wurde. Schablonen haben dabei nur extrem selten, wenn überhaupt eine Rolle gespielt.

    Ob das allerdings reicht, um auch die Einzigartigkeit eines jeden Kindes einzugehen und es weder als Einheitskind zu behandeln noch es dazu zu machen, das sei mal dahin gestellt. :confused:
     
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