Junge Menschen ködern...

Discussion in 'German' started by YinYangFish, Jan 22, 2005.

  1. YinYangFish

    YinYangFish Senior Member

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    In den letzten Tagen ist mir in den Medien ein wirklich interessantes Phänomen begegnet: Wie gewinnen bestimmte Gruppierungen und Gemeinschaften junge Leute für sich, indem sie sich einfach an deren Gepflogenheiten und Bedürfnisse eingehen?
    Ìch habe da zwei Beispiele gesehen - jedes total verschieden und an und für sich ein Thema allein. Und doch gibt es da eine Gemeinsamkeit im Vorgehen, wie ich finde und hier auch mal provokativ äußere: Nämlich dem, wie man gerade auf junge Menschen zugeht.

    Aber der Reihe nach. Das erste Beispiel hängt mit den skandalösen Reden der NPD-Abgeordneten aus Sachsen zusammen. In diesem Zusammenhang habe ich einen Artikel über einen Aussteiger gelesen. Da heißt es:

    [Quelle: tagesschau.de-Artikel]

    Das muss man ja eigentlich kaum mehr was zu sagen. Wer einmal drinnen hängt, kommt kaum wieder raus. Und wenn er es doch schafft, dann steht er unter Umständen alleine da, weil er sich sonst isoliert hat, alte Freunde verprellt hat oder die sich zurück gezogen haben.

    Mein zweites Beispiel ist ein ganz anderes - sehr sehr verschieden und bei weitem nicht so offensichtlich. Es geht um eine Gruppe, die sich "Jesus Revolution Army" nennt, und nach dem Beitrag, den ich dazu gesehen habe, evangelikanisches Christentum nach US-Vorbild nach Europa bringt. Das lief am Donnerstag abend in der ARD (nach Harald Schmidt ;)). Der Link ist hier: Polylux-Reportage (Video-Stream), hier zur Sendung. Das ist echt sehenswert (okay, die Qualität ist nicht so prima, aber in doppelter Bildgröße ist es in Ordnung).
    Das fand ich gleich doppelt interessant: einerseits wegen der Radikalität der Leute und ihrer Glaubensrichtung und andererseits, weil ich das Vorgehen so auch von anderen christlichen Gruppierungen kenne und sagen würde, da gibt es Ähnlichkeiten.

    Naja - schaut´s Euch mal an. Mich würde interessieren wie Ihr´s findet. Und nochmal um eins klarzustellen: Ich setze diese beiden Gruppen nicht gleich. Mir ist klar, dass sich nur die NPD in einem Bereich bewegt, der sich der Strafbarkeit annähert. Mir geht es um das Prinzip, mit dem junge Menschen geködert werden. Das scheint mir ähnlich - und wird womöglich auch anderswo noch praktiziert (Wie wirbt man z.B. Selbstmordattentäter an?). Und damit verbinde ich letztlich auch die Frage, was man tun kann, um mit solchen Köder-Aktionen umzugehen.
     
  2. sophie

    sophie Member

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    hmm die polylux-reportage kann ich leider nicht anschauen und ich habe es letzte woche auch nicht geschaut.
    ich woltle nur noch mal allgemein zum thema sagen:
    ich habe selbst schon menschen kennengelernt, die für mich kurz vor dem rechts sein standen. sie kamen vom dorf und waren vielleicht 14 oder 15. und auf den ersten blick eben schon rechts und abweisend, cool... wie man halt so ist. aber wenn man mit ihnen redet, interesse zeigt und sie lobt für dinge, die sie machen, dann tauen sie auf und freuen sich. und nichts anderes machen rechte cliquen - dort werden sie anerkannt und wer möchte das nicht?
     
  3. YinYangFish

    YinYangFish Senior Member

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    Schade, dass das bei Dir nicht klappt mit der Reportage. Der Link funktioniert bei mir mit einen aktuellen RealPlayer unter Windows. Naja.
    Auch zum Thema: Das ist genau der Punkt: Interesse zeigen, eine Anlaufstelle bieten, vielleicht auch sowas wie Solidarität (um mal Begriffe wie "Kameradschaft" oder "Gemeinschaft" NICHT benutzen zu müssen) - damit kann man jungen Leuten etwas anbieten, wonach sie suchen, was sie auch brauchen.
    Wer dann auch noch nach Erklärungen sucht, wie die Welt funktioniert, bekommt sozusagen gratis auch da noch nen Satz Antworten dazu. Das Problem ist nur: Je nach Art der Gruppe kann es sein, dass davon abweichende Ideen oder Meinungen, je länger man dabei ist, umso unerwünschter werden.
    Dann ist es nicht mehr nur ein Angebot (das vielleicht von Anfang an schon eher manipulierend war), sondern bekommt sowas zwanghaftes, wobei die Mittel des Drucks oder Zwangs dann unterschiedlich weit gehend. Wer lange in so einer christlichen Gemeinschaft gelebt hat und dann aber merkt, dass das für ihn nicht stimmt, der wird vielleicht eher mit psychischen Druck zu kämpfen, z.B. den Kontakt zu der Gruppe zu verlieren, Freunde zu verlieren, innere Konflikte. Wer in rechtsradikalen Kreisen "zu Hause war", der muss sicher viel viel mehr Angst haben. Da fällt nicht nur die Gruppe weg (viel schneller wahrscheinlich), sondern da droht massive Gewalt. Und das kann ja auch ganz schon manipulieren: Vielleicht hat die Masse der Gruppe - oder auch einfach nur der Stärkere?! - ja doch Recht.
     

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