Also ich sprach im frühjahr dieses Jahres mit einem Offizier. Er sagte es gibt ein großes Problem in der Bundeswehr, nämlich, daß sie nur attraktiv ist, für eine bestimmte Sorte Mensch. Das seien zwar nicht Leute die man dort nicht grundsätzlich haben will, aber die anderen hätte man auch gerne. Nur: diese Leute entscheiden sich in der Regel gegen die Bundeswehr. Für mich ein ganz klarer Beweis, daß Bundeswehr auch nicht der Spiegel der Gesellschaft sein kann. Und ja, Menschen verändern sich GEWALTIG wenn sie einmal in dem Laden sind. Mit meinem Bruder, der auch die Offiziersausbildung macht, hatte ich schon wärend seiner Grundausbildung plötzlich Probleme, mich mit ihm zu unterhalten. :-(. Mittlerweile kann ich mit ihm nur noch über Star Treck reden, weil alles andere ausartet.:nopity:
@KaFro: D.h. also bestimmte Teile der Gesellschaft, die solchen hierarchischen Strukturen oder gar allem Militärischen generell skeptisch gegenüber stehen, spiegeln sich nicht in ihr wider. Und zumindest von erster Sorte hätte man (in begrenztem Rahmen) eigentlich schon gerne den einen oder anderen als Gegengewicht zu solchen Menschen, die ja auch (Teil des) Spiegelbild(s) der Gesellschaft sind, aber auf diesem Auge relativ blind oder unkritisch sind?
Ja, ist ja gut :tongue: . Eine relativ harmlose Variante ist die Kollektivbestrafung. Einer aus der "Stube" hat irgendeinen Fehler gemacht und alle Bewohner der "Stube" werden zu Zwangsdienst herangezogen (Berichtet von mehreren Bekannten. Unterschiedliche Dienstgrade Wehrpflichtige und Zeitsoldaten Z4 und Z8). Erniedrigungsrituale wie z.B. einen Waschraum mit der Zahnbürste "schrubben" zu müssen, weil man nicht damit einverstanden war, zu einem o.g. kollektiven Zwangsdienst herangezogen zu werden (guter Freund Wehrpflichtiger). Schläge angedroht zu bekommen (nicht durch die Institution BW, sondern nur von den "Kammeraden"), weil man nicht beim Kampftrinken mitmachen will (anderer Bekannter, wehrpflichtig). Androhung von Strafe, weil man jemanden der sich einen Scherz mit einem Vorgesetzten erlaubt hat, nicht verraten wollte und dann tatsächliche Bestrafung, weil man keine Kammeraden verrät (Offiziersanwärter, in der Ausbildung auf eigenen Wunsch ausgeschieden). Ständige Demütigungen weil man als "Schwuler" (Synonym für Aussenseiter?) bezeichnet wird (Wehrpflichter, während der Grundausbildung nachträglich verweigert). Als Kammeradenschwein kontinuierlich mißhandelt, weil man einen anderen Soldaten wegen einer Vergewaltigung angezeigt hat (mein Schwager), nachdem er erste Prügel dem Vorgesetzten gemeldet hatte, wurden die Schläger zu zwei Wochenenddiensten verpflichtet, danach wurde er nur noch mehr Opfer von Gewalttaten. Das sind halt nur ein paar Ereignisse, die mir im Gedächtnis geblieben sind. Ich habe auch sonst viele "normale" und relativ zurückhaltene Bekannte als intolerante, verhaltensauffällige Trinker von der BW zurückkommen sehen. Ein paar Bekannte, haben solche Dinge auch nicht erlebt. Sie haben sich zwar auch nicht bei der BW wohl gefühlt, aber auch keine direkt negativen Erfahrungen gemacht. Also, es geht auch anders. AUch habe ich keine Beweise dafür, daß es innerhalb der BW ständig zu diesen Dingen kommt, aber es ist MEIN Eindruck, daß es zumindest öfter in einer straff hyrachisch strukturierten Gruppe vorkommt, als im allgemeinen öffentlichen Leben.
Solche Geschichten, wie du sie erzählst, Pronature, kenne ich von den Herren aus der Generation meines Vaters (ich schocke dich mal damit, dass du da auch etwa dazugehörst :tongue: ). Von meinen Schulkameraden, die großteils letztes Jahr als Wehrdienstleistende dort waren bzw. auch von 3 Offiziersanwärtern habe ich in der Hinsicht überhaupt nichts gehört. Ich tippe mal darauf dass sich das Klima einfach über die Jahre gewandelt hat... Ansonsten glaube ich dass diese speziell militärspezifischen Sachen wie Prügel für den, der nicht mitsäuft etc weniger auf die straffe Hierarchie, sondern vielmehr auf a) jeden Tag 24 Stunden miteinander verbringen und b) quasi reine Männergesellschaft zurückzuführen sind.
Jau, aber das würde ich als systemimmanentes Problem einstufen, das hängt nicht von den Personen ab, die beteiligt sind. Wobei ich mich grade frage, ob ich nicht selbst an mir vorbeirede *g*
Hey, nenn´ mich nicht einen alten Mann :boxing: Einige dieser Dinge liegen in der Tat schon Jahre zurück. Das mit der Strafe für den "Kammeradenverrat" und ein Fall einer Kollektivbestrafung sind aber noch keine zwei Jahre her.
Ach ja, und wenn ich wegen 'ner Kollektivstrafe 20 km weiter laufen muss, dann würd ich mir auch überlegen ob ich den Verantwortlichen nicht verdresch' *LOL* :beatdeadh
Und mit diesem "Smiley" magst Du uns verraten, was Du dabei denken würdest: "Du blöder Ochse..." Ich finde diese Animation trotzdem irgendwie gruselig. :& Auch wenn (oder: gerade weil?) sie irgendwie ziemlich genau zum Thema passt...
mir ging es ja nicht um die übertragene sondern über die direkte bedeutung des "smileys": irgendwas (ich hab mir noch nicht mal die mühe gemacht zu erkennen was es eigentlich ist) zu verdreschen. so. *ggg*
ach ja, und um mal wieder on topic zu kommen: Gestern war in der Taz ein netter Artikel über Bundeswehr als Spiegel der Gesellschaft, und wie dieser Mythos gern von der Regierung aufrecht erhalten wird, aber keiner genaueren Hinterfragung stand hält. Eine kurze Zusammenfassung: 1. Nur etwa jeder 5. Gymnasiast entscheidet sich für die Wehrpflicht, bei Realschülern und Hauptschülern ist der Anteil wesentlich größer. 2. Würden Russlanddeutsche Heimatnah eingezogen, gäbe es Züge, die kein Deutsch mehr sprechen würden. 3. 40% der Wehrpflichtigen und 30% der Berufs- und Zeitsoldaten, und 60-80% des Offiziers- und Unteroffiziersnachwuchs kommen aus den neuen Ländern. (Wieviel % macht der Osten an der Gesammtdeutschen Bevölkerung aus?) 4. In Gegenden mit großer Arbeitslosigkeit hat die Bundeswehr weniger Probleme mit der Rekrutierung. 5. Nur etwa jeder vierte Offizier in der Luftwaffe einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss, was eigentlich die Standartvorraussetzung zum Offizierspatent ist. (Gibt aber noch mehr Möglichkeiten) 6. Frauen in der Bundeswehr sind immer noch in der absoluten Minderheit (Bei meinem Bruder im Zug waren's 2 wovon eine aufgehört hat, aber ich weiß nciht wie groß so ein Zug ist) 7. Je geringer die Bildung, desto eher suchen die Menschen nach der finanziellen Sicherheit der Bundeswehr, und melden sich auch am ehesten zu Auslandseinsätzen, weil da Extrazulagen von bis zu 92 € am Tag drin sind. Gerade über Punkt 7, den Schädelbildern vom Hindukusch, und Gruppenzwang kann man sich dann richtig Gedanken machen......
Danke Pit! Was die englische Sprache betrifft, bescherst Du mir (vielleicht auch anderen) regelmäßig wieder Aha-Erlebnisse, die ich so nicht missen wollte.