keine alternativen zur gewalt? aber genau das ist es doch - wenn jemand aufmerksamkeit erreichen will, greift er eben zur gewalt. es interessiert heute keine sau mehr, wenn leute in hungerstreik treten, wenn menschen lichterketten bilden oder demonstrieren. hinzu kommt hier natürlich das vielfach angesprochene thema der fehlenden bildung. also was bleibt? gewalt. und dafür habe ich irgendwie verständnis. mich würde es auch ankotzen in den heruntergekommensten slums zu wohnen, ohne perspektive, ohne arbeit. und wenn dann irgendwo endlich mal jemand seine wut rauslässt und das thema plötzlich in ganz frankreich präsent ist, wie leicht fällt es da, mitzumachen, denn schließlich hat man selber genauso viel wut. und geredet wurde schon genug, politiker haben erzählt und versprochen. und passiert ist nichts. aber jetzt passiert endlich mal was. ist doch logisch, wie das mitzieht. es geht hier nicht darum, dass gewalt keine zukunft hat. da sind wir uns ja einig. aber ich denke trotzdem, dass es heutzutage eines der wenigen mittel ist, um wirklich aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. vor allem nach der sensibilisierung durch 9-11.
tja es wird halt immer schlimmer und wie man weiß, hat sich bisher noch jede hochkultur selbst zerstört
Noch mehr veroberflächlichte Allgemeinplätze und unreflektierte moralische Imperative, weil sie so gut Öl ins Feuer kippen. Die Gewalt kommt hier tatsächlich aus der Annahme, dass der andere zuerst Gewalt angewandt hat, und man ihm zuvorkommen muss, bevor er noch mehr Gewalt anwendet. Mit diesem Ton von moralischer Überlegenheit in deiner Parole schlägst du jetzt im Grunde nur in die selbe Kerbe der Erklärung eines "gerechten" Krieges. Für das Lösen der Probleme von heute ist die Betrachtung der Möglichkeit der Gewalt von Morgen keine Hilfe, weil sie nur ein Wettrüsten provoziert oder einen "Krieg gegen den Terror" und alle anderen (friedlichen) Optionen verdeckt. Gewalt ist doof, aber du wirst sie nicht beseitigen, indem du auf sie so reagierst und schlicht nur anprangerst. Das einzige was du so erreichst, ist noch mehr davon. Denk lieber drüber nach, warum sie als Presse-Mittel so attraktiv geworden ist, dann kannst du auch etwas dagegen tun. Die Symptome einer Krankheit zu bespeien hat noch keinen Patienten gesund gemacht.
aber zum glück habe ich ja dich, der mich mal wieder auf meine unverantwortbare dummheit aufmerksam macht.
aufhören alle beide. sonst halte ich die luft an... ich glaube, bine fragte sich einfach nur, was denn als nächstes kommt wenn die gewalt immer schlimmer wird. noch mehr gewalt. natürlich. selbst friedliche aktionen werden schon durch aufgebote von sicherheitserhaltenden leuten und missverständnisse zwischen denen und den friedlichen aktionären zu kleinstkriegen. selbst streitereien sind kleinstkriege. und wenn man sich fragt, was als nächstes kommt, sollte man sich auch fragen, was man persönlich tun kann, damit im eigenen umfeld nichts ausufert. die antwort: aufhören eingeschnappt zu sein und zu streiten. im grunde sind wir menschen selbst als erwachsene oder solche, die noch erwachsen werden wollen noch wie spielkinder, nehmen jedes wort schnell krumm, sind beleidigt wegen nichts und wieder nichts, regen uns über kriege im fernsehen auf und stricken dabei munter an der eigenen soldatenuniform des persönlichen kleinkriegs, im volksmund auch "streit" genannt, weiter. wenn ihr euch nicht bald aussprecht, dann halte ich echt die luft an, bis ihr es getan habt...
@Nihila: Überleg Dir das gut! Ich würde das nur machen, wenn ich mir eines ausreichenden Lungenvolumens sicher wäre! PS: Ist es nicht unglaublich, wie passend der Titel dieses Threads ist? Ich lass mir das gerade auf der Zunge zergehen... Die Grenzen anderer überschreiten, stattdessen eigene Grenzen überschreiten. Was ich nur anmerken wollte: Klar, es gibt Grenzen. Nur: Wer sie erkennt, der hat sie schon überschritten. In so einem Zusammenhang habe ich in meinem einem Seminar gerade Feuerbachs "Das Wesen des Christentums" gelesen. Ein Beispiel war (meines Profs) war, dass es immer so mühselig sei, "einen Doofen von seiner Doofheit zu überzeugen." Okay. Aber da ist der Punkt, wer eben seine Grenze kennt, der kann auch was tun, nämlich sie überschreiten!
@yyf: ich versteh gerade den zusammenhang nicht ganz...das ist zwar wohl mein laster - aber den guten ludwig an dieser stelle??? zum thema grenzen überschreiten fällt mir ein: ist es immer sinnvoll die eigenen grenzen zu überschreiten? in welchen fällen - in welchen nicht? und wie kann man sich schützen gegen menschen, die zum wiederholten male meine grenzen überschreiten in dem sie mir im wahrsten sinne des wortes *zu nahe treten* wenn ich dies nicht wünsche? sprich: ich kann meine grenzen überschreiten, aber andere auch.
Naja, der Herr Feuerbach nutzt dieses Argument, dass der Mensch seine Grenzen kennt und überschreiten kann, um zu zeigen, dass Gott seine eigene Erfindung sei. Schließlich habe der Gott des Christentums, der ihn nach als Person verstanden werde, lauter Eigenschaftten, die auch der Mensch habe - er könne überhaupt nur solche haben, weil der Mensch sie sonst ja gar nicht kennen würde. Naja. Und ich habe dieses Argument an dieser Stelle eben in einen anderen Zusammenhang gesetzt, fand es dafür aber durchaus passend. Ob es sinnvoll ist, die eigenen Grenzen zu überschreiten? Ja, wenn es Horizonterweiterung bedeutet oder ein "über sich hinauswachsen", dann natürlich. Die Gefahr liegt nur darin, dass man sich überfordert, so dass es demnach auch eine Grenze gibt, wie schnell oder massiv sowas passieren kann. Hmm. Wie man sich vor Grenzüberschreitungen anderer schützt? Um ehrlich zu sein, da hab ich manchmal aus so meine Probleme. Sowohl in dem Sinn, dass ich es nicht immer vermag, meine zu schützen, aber auch, indem ich teils unbedacht, teils unvorsichtig, teils tollpatschig auch über die anderer marschiere, ohne in seiner Tragweite zu durchschauen. Mir hat mal jemand gesagt, dass man seine Grenzen so wirksam schützt, in dem man nicht zuässt, dass sie überschritten werden. Das fand ich einleuchtend. Wie es geht, hab ich trotzdem nicht ganz verstanden. PS: Wer hätte gedacht, dass die nächsten 15min gleich für beides wieder ein Beispiel liefern würden...
Schade! Aus meiner Sicht ist ein wirklich fundamentales Problem, daß der "Schutz" der Bevölkerung ein sehr dehnbarer und in in den Industriestaaten vollkommen mißbrauchter Begriff ist. Es wird hier immer häufiger von "Eigenverantwortung" geredet, was eigentlich nichts anderes heißt, als "der Stärkere hat eben auch bessere Chancen". Gemeint sind vor allem diejenigen, die höchstgradig abhängig sind. Abhängig von Lohnarbeit, oder noch schlimmer von "Transferleistungen". Es wird immer häufiger suggeriert, man könne sie (die Abhängigen) sich nicht mehr leisten (Hohe Lohn- und Lohnnebenkosten, Sozialleistungen etc.). Ihr "Schutz" ist vor allem der Schutz gegen Ausbeutung (auch intellektueller), aber die Gesellschaft ist nicht weiter bereit ihnen diesen zu gewähren. Sie werden immer dreister und hemmungsloser ausgebeutet, Gewalt ist früher oder später die Antwort. Der Schutz vor genau dieser Gewalt, ist der "Schutz" der Ausbeuter, der immer weiter ausgebaut wird, für den es immer mehr Mittel gibt (Kameraüberwachung öffentlicher Plätze, mehr Polizei, mehr Computer, mehr hastenichgesehen....). Klar, Bildung wäre sicherlich ein guter und richtiger Weg. Nur, a) viele dieser Menschen sind gar nicht "bildungswillig", b) Manche sind nicht "bildungsfähig" und auch die (dann) gebildeten haben keine Garantie für ein besseres Leben. Ein, oft vernachlässigter "Trigger" für Aggression und Gewalt ist Ohnmacht. Bis heute bin ich davon überzeugt, daß die RAF aus der Ohnmacht heraus erwachsen ist, das herrschende System mit den 68er Protesten nicht wirklich nachhaltig verändert zu haben. Jetzt bin ich aber auch elendig müde und verschwinde besser ins Bett.
Ratlos geh ich jetzt ins Bett. Vielleicht können wir unsere Grenzen ja auch nur theoretisch überschreiten. Praktisch aber eben doch so gut wie nie. Vielleicht sind wir Menschen ja auch doch nicht so lernfähig, wie ich immer gedacht, gehofft, vielleicht auch "nur" gewünscht habe. Ratlos bin ich ein wenig. Leer. Verwirrt. Müde. Traurig. Der Schleier der Nacht - schon lange über der Stadt liegend - legt sich langsam auch über meinen Geist. Und irgendwie wünsche ich mir, dass er sich auch um mich und um meinen Körper legt, um sich dann in einem warmen Umhang zu verwandeln, der bis tief in mein Inneres mich wärmt. Alles Liebe! YYF
ohne auf eure vielen, zweifelsohne interessanten kommentare einzugehen, im moment, schreibe ich, weil es mich traurig macht, was passiert, wie eine jugend, eine soziale schicht, eine gesellschaft, von mir aus auch eine paralellgesellschaft antwortet. was hier im forum passiert. intoleranz, unachtsamkeit, unbewusstheit. das alles werfe ich euch hier so an den kopf, werft es mir zurück oder macht sonstwas damit, aber das wollte ich in aller freundschaft einmal gesagt haben. love. anjee