Der alltägliche Wahnsinn... (eine kleine persönliche Chronik)

Discussion in 'German' started by ganesha1967, Sep 28, 2009.

  1. ganesha1967

    ganesha1967 barefoot bellybearer

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    Der ganz alltägliche Wahnsinn...
    ...oder: eine Woche in sprachlichen Bildern




    Wieso ist es gerade diese Woche, die ich mir zum Motiv einer kleinen Reihe von Beschreibungen gewählt habe, mag der geneigte Leser fragen? Zum einen ist in eben dieser Woche einiges passiert und mir aufgefallen, das mir eines Berichts würdig scheint und zum anderen steht am Ende dieser Woche eben das Ereignis, das über das Wohl und Wehe des Landes, in dem ich lebe in den kommenden vier Jahren entscheidet. So beginne ich also mit diesem kleinen Tagebuchauszug des alltäglichen Wahnsinns...


    21. September 2009:


    Es ist schon bezeichnend, was in den letzten Jahren an Platitüden, sogenannten „Weisheiten“ und Allgemeinplätzen sprachlicher Art in unsere Umwelt losgelassen wurde. Erst heute sah ich zwei dieser Allgemeinplätze, die in verbaler Form in die Umwelt getragen wurden: zuerst den Träger eines T-Shirts, mit der Aufschrift „Todesstrafe für Kindermörder“ auf der Vorderseite und „Keine Gnade“ auf der Rückseite des Oberbekleidungsstücks und dann, kurz danach, ein Transparent an einem Brückengeländer, dessen Botschaft untermalt (sozusagen) mit Incredimail-typischen Smilies lautete: „für gut, gegen böse!“


    Zu der ersten Botschaft, die mir von einem recht tumb dreinblickenden Fahrgast im Linienbus auf dem Weg zur Arbeit aufgezwungen wurde, will ich nur als Kommentar abgeben, dass ich das derzeitige Strafrecht, das eine lebenslange Haftstrafe mit anschliessender Sicherungsverwahrung für solche Täter vorsieht, persönlich für absolut ausreichend halte. Und dass ich froh bin, dass Änderungen des bestehenden Rechts und Gesetzes nicht durch tumbe T-Shirtträger initiiert werden.


    Die zweite Botschaft aber, die sich mir präsentierte, hätte eigentlich in ihrer Naivität weitaus besser zum vorgenannten T-Shirtträger gepasst. In ihrer Wahrhaftigkeit und auch der intellektuellen Tragweite ungefähr im gleichen Register anzuordnen wie „Draussen gibt’s nur Kännchen“ oder „Geiz ist geil!“ ist diese Äusserung sowohl Wahrheit als auch Dummheit. Es wird Zeit, dass jemand entsprechend zielgruppengerecht ein T-Shirt mit genau diesem Motto veröffentlicht und dies auf einer ebenso zeilgruppengerechten Plattform feilbietet. Ist die Domain www.spackenhemden.de eigentlich noch frei...? Das wäre doch ein probater Grund, genau solche T-Shirts für entsprechend dumme Menschen zu produzieren. Die Zielgruppe ist in genügend grosser Zahl vorhanden.


    Überhaupt, Sprache... die Vieldeutigkeit mancher Sätze ist den Produzenten derselben meistens herrlich unbewusst. Bei einem bekannten Beispiel schaltet sich sofort mein innerer Rüdiger Hoffmann ein, sobald ich lese: „Rauchen kann tödlich sein“. Im Hoffmannschen Modus geht der Satz dann weiter: „...muss aber nicht!“. Oder: „Rauchen gefährdet die Gesundheit Ihres Kindes bereits in der Schwangerschaft!“ Also, da muss ich mal entgegnen: Erstens ist mein Kind nicht schwanger! Und wenn die dann auch noch rauchen würde... also da wär aber Achterbahn! Vor einigen Jahren sah ich einen wirklich schönen vieldeutigen Satz auf einer elektronischen Anzeigetafel in der Duisburger U-Bahn, der eigentlich dazu gedacht war, die Sauberkeit in den Stationen zu fördern, der aber in der zweiten Bedeutung zu sinnloser Gewalt aufrufen könnte... „Bitte werfen Sie keine Abfälle in den Gleisbereich. Benutzen Sie die dafür vorgesehenen Abfallbehälter.“ Leider wartete ich vergebens darauf, dass jemand diesen Rat befolgte, und einen Abfallbehälter in den Gleisbereich warf.


    Weniger vieldeutig, aber dennoch im Gedächtnis verhaftet sind die zahlreichen sprachlichen Allgemeinplätze oder in mancher Hinsicht eher klein geratenen Allgemeinplätzchen, die in der Politik und in den Medien gebacken wurden und dadurch zur Steilvorlage für Satiriker wurden. Zu wahren Klassikern wurden dabei etwa „Die Renten sind sicher“ oder inwzischen auch der vielgenutzte Satz unserer amtierenden Bundeskanzlerin (am besten zu geniessen im entsprechenden Tonfall), der da lautet: „Hierfür müssen wir gemeinsam eine Lösung finden“. Der ultimative Ausdruck einer Politik, die dafür steht, sich hinter drängenden Fragen zu verstecken. Zum Aussitzen – der Strategie ihres politischen Ziehvaters – fehlt ihr nun mal die Masse (noch, zumindest).




    22. September 2009:


    Der Wahnsinn mit Methode geht weiter. Die Verbreitung ist wieder mal das weltweite Netz und seine dem sogenannten Web 2.0 verdankten Verbreitungsportale für Videos: das neueste Drohvideo der Al-Qaida in Richtung Deutschland. Laut dieser – ich nenne es mal Botschaft (wertfrei so bezeichnet) sollte in den zwei Wochen nach dem Wahlsonntag das deutsche Volk entweder kollektiv Bunker aufsuchen, oder aber einen zweiwöchigen kurzfristigen Urlaub in Kiel ins Auge fassen. Ja, wirklich! Kiel – die Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins. Da stellen sich doch Fragen über Fragen. Zuerst einmal: wer war denn der Modeberater, der dem aus Marokko stammenden deutschsprachigen Islamisten das Outfit eines wahrscheinlich eher erfolglosen jungen Versicherungsmaklers mit schlechter Frisur verpasste? Woher kommt denn dieser Paradigmenwechsel vom ursprünglich vermummten Jihad-Kämpfer zum jungen Schlipsträger vor dunkelrotem Samtvorhang? Und wer schreibt die Texte dieser Botschaften, die durch Zitate bekannter Werbespots („Dafür stehe ich mit meinem Namen“ - original so gesagt in einem Werbespot für Babybrei) in Richtung Satire abgleiten? Und überhaupt, Kiel! Wieso ist ausgerechnet Kiel die sichere Enklave vor dem drohenden Bombenterror der Al-Qaida in Deutschland? Ist „Abu Talha, der Deutsche“, wie Herr Bekkay Harrach (so der Name des Terrorschlipsträgers) mit einem Beinamen genannt wird, vielleicht Handballfan? Hat irgendein Islamist vielleicht sentimentale Erinnerungen an Kiel? Und wenn ja, welche könnten das sein? Ich selbst war einige Male schon in verschiedenen Orten Norddeutschlands und ja, das ist schon schön da... aber mir fällt wirklich nichts ein, was Terroristen dort besonders anziehend finden könnten. Was wirklich nachdenklich stimmt: der Mann ist im Rheinland aufgewachsen! Die Heimat des närrischen Brauchtums schlechthin. Vom Dreigestirn zur Taliban ist da der Schritt nicht gross, scheint es.


    23. September 2009:


    Die Domain spackenhemden.de ist noch nicht vergeben...
    Achtung, Marktlücke, jetzt komme ich!!!


    Naja, andererseits – vielleicht doch eher nicht.




    24. September 2009:


    „Das Augsburger Kasperle“ - nein, dies ist nicht die despektierliche Bezeichnung eines bayrischen Lokalpolitikers, sondern die Aufschrift eines Plakats, das nun überall an Laternenpfählen und Brückengeländern der Stadt, in der ich wohne, hängt. Es ist wieder mal die Saison, in der Kinder auf Kirmesplätze und in dort stehende beheizte sogenannte Theaterzelte gelockt werden sollen, um dort eine Kasperletheateraufführung zu besuchen. Warum findet das immer im kalendarischen Herbst statt? Schon seit mehreren Jahren sind es immer diese Kasperlepuppen-Events, die regelmässig im Herbst und in Zelten stattfinden. Anscheinend ist es wohl zu langweilig und zu bieder, diese Form der Unterhaltung in einem gewöhnlichen Innenraum, etwa in einem Kindergarten oder der Aula einer Schule darzubieten.


    Vor einigen Jahren noch gab es zumindest einen kleinen Skandal um den hölzernen und herumreisenden Freund der Kinder, als auf Ankündigungsplakaten zu lesen war: „Der Kasper kommt... im Theaterzelt!“ Also, zumindest gab es keine Sondervorstellungen für Kinder ab 18, in denen genau das, was die Plakate so saftig versprachen, auch tatsächlich gezeigt wurde.


    Immerhin ist der Kasper auch schon zum Erwachsenenschreck mutiert, wenn man der breitwandigen Buswerbung des DRK mit dem Titel „Der Herzkasper kommt!“ glauben darf. Ein böse grinsender Horrorkasper mahnt uns, ihm nicht zu nahe zu kommen.




    25. September 2009


    Wahnsinn in einer neuen Dimension kommt aus einer Quelle, aus der wir lange nichts besonderes mehr hörten: Das Bundesinnenministerium hat (wie unter anderem auf dem Online-Portal des Heise-Verlags berichtet) einen „Wunschzettel“ veröffentlicht, wie die Befugnisse des Verfassungsschutzes vom Geheimdienst zu einer Polizeibehörde erweitert werden sollen... Irgendweie läuft da nicht nur mir ein Schauer historischer Erinnerung über den Rücken, und die Bezeichnung „Gestapo 3.0“ machte daraufhin schon mehrfach die Runde in diversen Webforen.


    Eigentlich soll doch eine Behörde namens „Verfassungsschutz“ doch die Verfassung vor genau solchen Plänen und deren Urhebern schützen – aber anscheinend ist es nicht Aufgabe dieser Behörde, die feuchten Träume des Dr. Schäuble zu reglementieren, der ob der Aussicht, den genetischen Fingerabdruck zum generellen erkennungsdienstlichen Merkmal zu machen und V-Männer für Straftaten, die zum „szenetypischen Verhalten“ gehören, nicht mehr zu bestrafen, bestimmt sabbernd und kichernd in irgendeiner Ecke hockt.


    Wie lang wird es wohl dauern, bis wir in unserem Land wieder „Heil <Namen des Oberhaupts einsetzen>“ rufen (müssen)...? Oder wird bald Neusprech als Landessprache eingesetzt, mittels der dann der schleichend einkehrende Faschismus zur staatstragenden Stabilisierungs- und Wohlstandsmassnahme umdefiniert wird...? Trotz noch schönem Spätsommerwetter drohen dunkle Wolken.




    26. September 2009:


    Es scheint so, dass Satiriker nicht mehr gebraucht werden, wenn auf Wahlplakaten zu lesen ist: „Sie wählen mich zur Kanzlerin, so wahr mir Gott helfe!“ Zuerst mal: nein, tue ich nicht! Da hilft Frau Merkel auch Gott nicht. Und ausserdem: Gott (wenn der geneigte Leser denn an den im christlichen Abendlande üblicherweise rauschebärtigen alten Mann glauben will) helfe uns, wenn die Koalition, die sich die Perle der Uckermark wünscht, Wahrheit werden sollte... Auch wenn immer noch demoskopische Unken von der Unentschlossenheit von fast 25 % der potentiellen Wähler quaken. Die, zusammen mit den Nichtwählern, würden dann ganz locker die absolute Mehrheit der Bundesbürger stellen – Pech nur, dass dies in Bezug auf den Bundestag nichts bringt. Leider sind die Verdrossenen nicht parteipolitisch organisiert – oder besser: Gott (siehe oben) sei Dank.


    Mir persönlich können die nun hektisch gekleisterten Last-Minute-Appelle der Parteien nichts mehr anhaben, da meine Briefwahlunterlagen schon mit meiner Entscheidung qua zweier Kreuze ihren postalischen Weg genommen haben. Das einzige, was diese Appelle noch bewirken, ist die visuelle Umweltverschmutzung, die damit noch einhergeht... Immerhin bin ich und auch die breite Masse momentan verschont von dem Doppelpack-Plakat Merkel & Lengsfeld mit dem bezeichnenden Titel „Wir haben mehr zu bieten“ und den dazu passenden Fotos der beiden durch Abendmode tief dekolletierten Grand Dames der CDU – das der Satiriker Urban Priol schon unlängst passend umtitelte in „Vier Möpse für ein Halleluja!“


    Ach ja, der gestrige Wahnsinn (siehe oben – Geheimpolizei) erwies sich als wahltaktischer Schnellschuss, der nun im Sinne von „War doch nur Spass...!“ von unserem Reichssicherheitsmini... nein, äh, Bundesinnenministerium als rein internes Gedankenexperiment abgetan wird, dass ja niemals hätte öffentlich werden sollen – jedenfalls nicht vor der Wahl, wie die Betitelung des Papiers als Entwurf eines Koalitionspapiers vermuten lässt. Also doch wirklich nur der feuchte Traum des führenden Berufsparanoikers unserer Republik? In jedem Fall ein probates Mittel, spätestens jetzt auch eingefleischte Fans des Dr. Seltsam, der für unser aller Sicherheit sorgen will, zum Nachdenken zu bewegen. Aber vielleicht erwarte ich auch zuviel von eben jener Zielgruppe, die schon aus „Tradition“ nur schwarze Kreuze auf dem Stimmzettel macht, und somit zum Einfärben des kollektiven Trauerflors zur Beerdigung diverser Grundrechte noch ein bisschen mehr beiträgt.


    Ich bin mal gespannt, ob es die Piratenpartei schafft, in den Hochrechnungen einen eigenen kleinen Balken zu bekommen, oder ob sie unerwähnt unter den „Sonstigen“ herumdümpelt. Ab 3 & reicht es wohl für einen solchen Balken – und welche Farbe der wohl bekommt...? Haben die Wahlstudios genug Humor, um dem Balken das Aussehen eines kleinen Jolly Roger (Anm.: Bezeichnung der traditionellen Piratenflagge mit Schädel und gekreuzten Knochen) zu verpassen? Auch das wird wohl eher nicht eintreffen, befürchte ich.


    Alles in allem kann man gespannt sein, ob sich die Tendenz zum Weiterbestehen der indifferenten und inkonsequente Grossen Koalition bestätigt. Allen oben genannten Unken zum Trotz ist der Trend dazu weiterhin vorhanden – was dann weitere vier Jahre Möpse bedeutet.




    27. September 2009:


    Nun ist es amtlich: die Möpse regieren in der Tat weiter – und so wie es nun aussieht zusammen mit der Partei, die sich dreisterweise liberal zu nennen pflegt. Einige Beobachter sehen das Ergebnis der Union und die Gewinne der FDP als Watsche für Schäuble und von der Leyen... nun ja, im Grunde ist es aber erstmal eine verjüngte Version der „geistig-moralische-Wende“-Koalition, die 1982 unter Helmut Kohl ihre Mission begann – und die nun von seiner politischen Ziehtochter angetreten wird. Na dann, gute Nacht Deutschland. Ich muss sagen, es zeugt wieder mal von (unfreiwilligem?) Humor des Fernsehsenders Pro Sieben, dass ausgerechnet zum Bundestagswahlabend der Spielfilm „Star Wars Episode III – Die Rache der Sith“ im Prime-Time-Programm lief. Zu jenem Zeitpunkt waren doch schon genug Menschen zur Dunklen Seite der Macht – um nicht zu sagen, der schwarzen und gelben – übergetreten. Immerhin hatte dieser Sender schon zum Anlass des sogenannten „Fernsehduells“ zwischen Angela Möps... äh, Merkel und dem anderen Kandidaten den Zuschauern die eindeutig angenehmere Alternative „Die Simpsons – Der Film“ zu bieten. Programmplanung kann schon spassig sein. Diese beiden Kunstgriffe der Abendunterhaltung des Privatfernsehens verdienen schon eine Aufnahme in ein best-of der (womöglich unfreiwilligen) Komik der Programmplanung.


    Mindestens eine Erwähnung ist sie schon wert, die Piratenpartei. Zwar gab es keinen eigenen Balken im Jolly-Roger-Design (im Fernsehen zumindest nicht!), aber die 2,0% (unter den Erstwählern fast 13% und bei den 18- bis 24-jährigen Wählern um 9%!!) wurden zur Kenntnis genommen und zumindest bei tagesschau.de in deren Online-Angebot zur Wahl mit einem (orangefarbenen) Minibalken geadelt. Und ein Ergebnis, das zwar nicht zum Einzug in den Bundestag reicht, aber trotzdem die Piratenpartei zum Gewinner der sogenannten „Sonstigen“ macht (die selbst die NPD hinter sich lassen konnte – Respekt!) ist schon bemerkenswert. In absoluten Zahlen wurden fast 850.000 Stimmen (Zweitstimmen wohlgemerkt!) erzielt. Bravo und weiter so! Bei ihrem ersten Bundestagswahlauftritt 1980 erzielten die Grünen nur 0,5%... Da ist der erste Bundesauftritt der Piraten mal locker um 400% besser ausgefallen. Ich höre schon den rollenden Recken mit den Zähnen klappern vor Angst... über eine dreiviertel Million neuer Verfassungsfeinde...!!! Und ja, ich bin einer davon! So!


    Ich frage mich nun, ob die eindeutig dem alltäglichen Wahnsinn zuzuordnende Meldung der Ankündigung eines Amoklaufs per e-Mail an den Schulleiter einer Gesamtschule im Duisburger Norden, die zur Schliessung der Gesamtschule und eines benachbarten Gymnasiums am Montag führt, nun ein Ausdruck des Frusts ob der kommenden vier Merkeljahre sind, ober ob hier doch wieder ein ausgegrenzter Killerspieler (na, was denn sonst??) am Werke ist? Oder am Ende ein makabrer Schülerstreich – nach dem Motto: Nach dem Wahlergebnis brauchen wir einen Tag frei? Bald wird alles ans Licht kommen. Auch Hagen Rether weiss das, wenn er sagt „die finden alles raus!“.




    28. September 2009:


    Moment – die Woche war doch mit dem 27. abgeschlossen, oder nicht? Stimmt schon – aber die Nachwehen des Sonntags möchte ich schon mitnehmen. Nicht zuletzt, da doch heute abend der Geburtshelfer (um bei dem Wehenbild zu bleiben) der fundierten politischen Diskussion im Fernsehen, Frank Plasberg, zum After-Wahl-Talk natürlich unter dem Motto hart aber fair ins erste Programm einlädt... Zumindest diese Veranstaltung der Wahlnachlese will ich mir doch geben – habe ich doch schon die Elefanten- und Elefantinnenrunde aus Berlin bewusst verpasst. Nun, bei der Elefantenrunde waren ja auch nicht Dieter Hallervorden oder Alice Schwarzer dabei. Das kann heiter werden.


    Wahrscheinlich sogar heiterer als der Anblick, der sich mir heute morgen beim Umstieg von der U-Bahn zum Bus zum Büro bot: nach dem üblichen Proviantfassen im Supermarkt ging ich zur Überbrückung der Wartezeit wie üblich vor das Bahnhofsgebäude, um eine Zigarette zu rauchen und fand mich plötzlich neben einer Rentnerinnengruppe wieder, die wohl nach dem Motto handelnd „Erst die Angela gewählt und nun zur Belohnung auf Butterfahrt“ sich versammelte und in Richtung eines Reisebusses schlich. Starke Realsatire war es, dass der für die Rentnerinnen bereitgestellte Reisebus von der Firma „Reisedienst Killer“ stammte. Ein komödiantisches Schwergewicht der Transportindustrie könnte entstehen, wenn die mit der Spedition Mordhorst fusionieren. Die Grösse der Gruppe liess mich vermuten, dass ich mich nun doch am Bahnhof der fiktiven Stadt Raccoon City inmitten einer Horde Untoter befand... da kommen Killer zu spät – die sind schon tot. Um eins klarzustellen: ich bin durchaus für Respekt und auch (wenn verdient) einer gewissen Ehrfurcht vor den Älteren in manchen Gemeinschaften. Aber eine Masse von butterfahrtgeilen potentiellen Rheumadeckenabzockopfer manövriert sich selbst doch leicht in die Kategorie des Ziels humoristischer Attacken.


    Weniger heiter ist es, dass just am freien und zum Ausschlafen einladenden Sonntag (wählen gehen war ja dank bereits erledigter Briefwahl nicht mehr nötig) eine Erkältung voll erblühte, die mir schlechten Schlaf – so ungefähr fünf Stunden in mehreren Etappen in der vergangenen Nacht und heute einen reichhaltig verquollenen Arbeitstag mit Rotzstau in der Nase und Kratzen im Hals beschert. Und so schliesst eine Woche des alltäglichen Wahnsinns und es beginnen die kommenden mindestens vier Jahre neuer Wahnsinnsworte und -taten – mit Rotz und Halsschmerzen.


    Träume süss, Deutschland...


    --


    Achtung: dieser Text ist durchaus als Satire zu verstehen!


    Es grüsst, wie immer barfüßig,


    ~*Ganesha*~
     
  2. ganesha1967

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    Donnerstag, 29. Oktober 2010:

    Grad als ich dachte, ich bin auf einem ruhigen Weg zu einem ruhigen Arbeitstag, da war er wieder - der Horror, der auf mich lauert. Unvermittelt an der Bushaltestelle am Hauptbahnhof grinste er mich böse an: Der Herzkasper!

    [​IMG]

    Irgendwie witzig ist es schon, dass diese Buswerbung in Zusammenarbeit mit den Deutschen Roten Kreuz auf Initiative einer Bank entstanden ist... da müssen die verarmten Opfer des Hurrakapitalismus nicht nur fortan mit dem Bus fahren, sondern werden auch nochmal daran erinnert, dass der Herzkasper, dem sie angesichts des finanziellen Totalverlusts vielleicht noch eben entwischen konnten, nun auf dem Bus lauert, in den sie einsteigen.

    Noch etwas anderes an diesem Morgen machte mich nachdenken, ob manche Bäcker in Deutschland eventuell noch nicht mit dem zweiten Weltkieg abgeschlossen haben... dies kam so:
    Ich war wegen des Ausfalls einer Strassenbahn etwas spät dran und so fehlte mir die Zeit, meine üblichen Vorräte fürs Büro im Supermarkt zu holen. Also ging ich zum Verkaufsstand einer deutschen Bäckereikette, die sich auf die französischen Spezialitäten (belegte) Baguettes und Croissants in mannigfaltigen Formen spezialisiert hat.

    Dort nun wurde mir das Produkt feilgeboten, das mir den ebengenannten Gedanken in den Kopf setzte - der Wurstcroissant.
    Eine - üblicherweise als deutsch assoziierte - Bockwurst, eingebettet in den Blätterteig eines mit Käse überbackenen Croissants. Zumindest in dieser Backware ist Frankreich noch immer von Deutschland besetzt.

    [​IMG]

    Ich harre weiterer Dinge, die wohl noch kommen, um meine Satirenerven zu reizen.

    Es grüsst, noch immer nacktfüssig unterwegs (es geht nichts über einen milden Herbst),

    ~*Ganesha*~
     
  3. Southernman

    Southernman Boarischer Rebell

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    Keine Dinge mehr gekommen?
     
  4. ganesha1967

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    Also, bislang noch nichts neues... nur die immer gleichen Wiederholungen des schon bekannten. Aber morgen startet ja eine neue Arbeitswoche - mal sehen, was mich dort in der "normalen" Aussenwelt dann wieder so anspringen wird.

    Aber es gibt ja für fast alles ein Happy End... man kann es sogar kaufen:

    [​IMG]

    Na dann, gute Nacht,

    mit nackten Füssen auf dem Weg ins Bett grüsst,

    ~*Ganesha*~
     
  5. ganesha1967

    ganesha1967 barefoot bellybearer

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    Es hat eine Woche länger gedauert, bis mir etwas nachgerade ins Gesicht sprang, das mich dazu verleitet, wieder mal Wahnsinn dazu zu sagen:

    Fast so wie die getarnte Wurst im Blätterteig (siehe oben) ist nun der Überwachungsstaat in die Tarnung des Bürgerservice geschlüpft, indem Siemens den Auftrag erhielt, eine Software zu entwickeln, mittels der es dem Bürger möglich wird, sich mit dem neuen elektronischen Personalausweis (ePA) "sicher im Internet zu identifizieren". Diese als BürgerClient bezeichnete Software sollen sich dann alle auf ihrem PC installieren.
    Siehe hierzu:
    http://www.heise.de/newsticker/meld...ger-Client-auf-dem-Weg-zum-Nutzer-860574.html


    Na klasse... der Bundestrojaner heisst jetzt BürgerClient. Aus dem digitalen Raider wurde ein digitales Twix.

    Also, ich kann mich auch grinsend vor das Publikum stellen und kundtun, dass der dampfende Haufen Kacke, der da liegt nun Schokoladenpudding heisst - was aber nichts an den Fakten ändern wird.

    A propos grinsend vor das Publikum stellen... da hab ich doch glatt was zum Thema mit dem zweiten Weltkrieg abschliessen vergessen. Westerwelle in Polen.

    Ich habe schon auf den Moment gewartet, dass er sich grinsend dem Publikum stellt und sagt "Das war mal Deutschland hier!". Andererseits hat das Magazin Titanic da schon vor mir etwas passendes auch in seinem Online-Angebot veröffentlicht:

    "Laut Außenminister Guido Westerwelle ist sein Blitz-Besuch in Polen "kein Zufall", sondern eine bewußte Entscheidung. Es sei schöne Tradition der deutschen Außenpolitik, sich zuerst um Polen zu kümmern. Danach werde man sich Frankreich, Finnland, Rußland, Dänemark usw. zuwenden."

    Wo wir gerade bei der neuen Regierung sind... hat sich Frau Merkel nun Rüdiger Hoffmann als Kanzlerinnenberater ins Boot geholt? Als sie im Hinblickauf die Wirtschaftskrisenbewältigung sagte "Wir können das schaffen - wir können aber auch scheitern" hörte ich Hoffmann im Sinne von "Das kann klappen - muss es aber nicht" überdeutlich heraus.

    Na, mal sehen. Zumindest werde ich heute abend (22.15 Uhr) mal wieder Satire von aussen auf mich wirken lassen.

    Neues aus der Anstalt!! Nicht vergessen! :D

    Es grüsst, barfüssig, und nun zur Arbeit müssend,

    ~*Ganesha*~
     
  6. ganesha1967

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    Viel war es nicht, was in den vergangenen Tagen an Wahnsinn oder unfreiwilliger Satire auf mich einwirkte... aber unsere Medienlandschaft und das Stückchen Welt, in dem ich mich bewege, taten wieder ihr bestes, um mir Futter zu geben.

    Als erstes der Medienbericht über die neue Führungsspitze der EU, die vorgestellt wurde... mit leichtem Gruseln sah ich auf der Webseite des WDR diese Meldung:

    [​IMG]

    Die Schlagzeile ist doch eine Steilvorlage, um hinzuzufügen: "...aber was für welche!!" - Politik und Ämter werden doch mehr und mehr zum Gruselkabinett. Im Hinblick auf die aktuelle Bundesregierung gewinnt auch der Begriff Gruselkabinett eine zweite und treffende Bedeutung angesichts so mancher Untoter, die da nun - vielleicht in anderen Ämtern - erneut dienstverpflichtet wurden. Zumindest unserem nationalen Dr. Seltsam hätte ich einen stillen Ruhestand mehr als gegönnt.

    Das zweite Ereignis des aufkeimenden Wahnsinns geschah just gestern mittag, nachdem ich von einer kurzen Wochenendschicht im Büro wieder zuhause ankam - was für mich selbstverständlich an einem sonnigen und fast 17 ° C milden Tag barfuss geschah. Ich betrat also das Apartmenthaus, in dem ich wohne, zeitgleich mit einem unscheinbaren schutragenden Normalbürger geschätzt Anfang 40, prüfte den Inhalt meines Brifkastens, ob etwas wichtiges oder doch nur wieder nichtssagende bunte Postwurfsendungen darinlagen (die praktischerweise gleich in einem neben den Briefkästen hängenden Papierkorb entsorgt werden können) und ging dann, meine Lieblingsmusik qua MP3-Player in den Ohren, zum Aufzug und drückte den Rufknopf. Unvermittelt machte nun der eben genannte Normalbürger durch Herüberbeugen und Winken neben meinem Gesichtsfeld eine Gesprächsabsicht deutlich, und so nahm ich die Ohrhörer heraus und wandte mich ihm zu.

    Er: "Brauchen Sie nicht mal ein Paar Schuhe...?"
    Ich (in fröhlichem Ton): "Nein. Auf keinen Fall."
    Er: "Also ich finde schon..."
    Ich: "Und ich finde es gesünder, barfuss zu laufen."
    Er: "Aha... und gesünder für wen?"
    Ich (???): "nun, gesünder für mich"
    Er: "Und ist es auch gesünder für alle anderen...? Denken Sie mal darüber nach!" (dreht sich um, geht die Treppe hinauf)

    Ich tat ihm den Gefallen (während meiner Aufzugfahrt in den dritten Stock) und kam zum Ergebnis: Was für ein absurd komischer Mensch.

    Kleiner Exkurs: wie ungesund ist barfusslaufen für die Umgebung? Gibt es vielleicht tödliche Strahlung, die sonst durch das Tragen von Schuhen vor der Umwelt abgeschirmt wird? Sondern nackte Füsse gleiche den von Ridley Scott bekannt gemachten Aliens eine starke Säure anstatt Blut (oder eher in den Augen des eben genannten Komikers anstatt Schweiss) ab, die durch Schuhe wirksam zurückgehalten wird? Verbreiten nackte Füsse unbekannte Krankheitserreger, oder etwa mehr als die ungewaschenen Hände der Normalbürger, die jedes Treppengeländer, jede Türklinke und jede Haltestange in Bus und Bahn unkritisch und nicht hinterfragt angrabbeln? Und sind Schuhe dann genau das sterile Schutzwerkzeug dagegen? Oder sind nackte Füsse etwa die Quelle biologischer oder chemischer Kampfstoffe, die ungehindert an die Umgebung abgegeben werden...? Das stimmt zum Teil, nämlich dann, wenn ein Schuhträger seine Füsse von der Gefangeschaft befreit und der durch eben diese Schuhe hervorgerufene Geruch an die Nasen der Umwelt dringt... stinkende Füsse kommen nicht vom barfusslaufen. Oder ist es etwa die geistige Gesundheit der kollektiven Normalität, die durch den Anblick nackter Füsse - verstärkt durch Schmuck am Fussgelenk und den Zehen - in Gefahr gebracht wird?

    Nun, es war wohl im Falle dieser Person der letztgenannte Fall... und gewiss wird mich eine solche Begegnung nicht davon abbringen, der Welt meine glücklichen, weil nackten Füsse zu zeigen - und den Menschen, die sich ehrlich für meine Gründe der Barfüssigkeit interessieren gern Auskunft geben (und vielleicht auch eine kleine Portion Erleuchtung).

    Es grüsst, fröhlich und barfuss,

    ~*Ganesha*~
     
  7. ~grof~

    ~grof~ Member

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    vielleicht triffst du ihn nocheinmal und ihr könnt das thema vertiefen.
    deine fragen wird er dir am besten beantworten können.
     
  8. ganesha1967

    ganesha1967 barefoot bellybearer

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    Also, den speziellen Kommentator habe ich bis heute nicht wieder getroffen... macht auch nichts. Den vermisse ich nicht wirklich. :D
    Eine andere Begegnung in Sachen nackter Füsse hatte ich aber am vergangenen Samstag, als ich auf dem Weg zu einem Filmabend bei Bekannten (den ich natürlich barfuss antrat) eine schöne junge Frau (dunkle Haare, seh dunkles Augenmakeup, Outfit irgendwo zwischen Beatnik und Goth) im Aufzug traf, die mich etwas schüchtern fragte, ob sie mir eine Frage stellen darf (um einiges höflicher als der Typ eine Woche davor) und mich dann fragte, da sie mich schon sehr oft barfuss sah, warum ich das denn mache... ich gab meine übliche ehrliche Antwort - dass es für mich angenehmer zu laufen und wie ich merke auch gesünder für meine Gelenke ist - woraufhin sie nickte, lächelte und Verständnis signalisierte, um dann auf modisch hochangesagten spitzen High-Heels aus dem Aufzug und vor die Tür zu stöckeln... was etwa unsicher aussah, woraufhin sie mir noch hinterherrief: "Sehen Sie, Frauen tun eben nicht immer, was für ihre Gelenke gesund ist!" und mir einen schönen Abend wünschte...

    Dies als Gegenpol zu der vorher geschilderten Begegnung.

    Aber: es ist nicht der eigentliche Grund für das heutige Posting. Nein, der eigentliche Grund wurde heute morgen vom Spamfilter meines Hosting-Providers abgefangen: die neueste Spam-Mail-Variante, die eine aktuelle Panik vor Seuche und Pestilenz ausnutzt - die sogenannte Schweinegrippe.

    Hier einige amüsante Auszüge aus dem Mail-Header:

    Return-Path: <inlayingh6@sandybaptist.org> -> aha... Glaube ist alles, was?
    Delivered-To: ganesha AT barefoot-spring.net
    X-Virus-Scanned: by goneo
    X-Spam-Flag: YES
    X-Spam-Score: 20.704
    Es geht doch nichts über eine doppelte Absicherung... Scan beim Provider und auf der lokalen Maschine - auf meinem Rechner lauert der Antivirenkasper(sky)
    Received: from 189.55.145.28 by mail.sandybaptist.org; Tue, 1 Dec 2009 20:45:54 -0300
    From: "Centers for Disease Control and Prevention (CDC)" <"alerts-mess-id:48944638med"@cdcmails.gov>
    To: <ganesha@barefoot-spring.net>
    Subject: [*** SPAM ***]State Vaccination H1N1 Program

    Das SPAM-Tag kommt von meinem Provider, um es noch deutlicher zu machen... aber die gespoofte Absenderadresse steht doch in einem amüsanten Widerspruch zur realen Absenderadresse des Bots, der da ausgenutzt wurde. Vor allem, da die Absender-IP zum Netz des brasilianischen ISP Vivax gehört... Ich wusste garnicht, dass Brasilien eine grössere baptistische Gemeinde hat... Nun, so kann man sich irren.

    Tja, es braucht wohl nur eine kollektiv geschürte Angst, um entsprechende Schädlingsproduzenten auf den Plan zu rufen. Es wundert mich nur ein wenig, dass es bei der :piggy:-Grippe so lange gedauert hat.

    Es grüsst, barfuss (und sporadisch leicht verschnupft, aber grippefrei),

    ~*Ganesha*~
     
  9. ganesha1967

    ganesha1967 barefoot bellybearer

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    Es gibt heute zwei Lichtblicke im Wahnsinn, der mich umgibt. Der erste ist das Lebensbekenntnis einer jungen Frau, die dieses nun zwischen pappene Buchdeckel pressen lässt und ihr Leben als bekennende „Vollzeitaktivistin“ verbringt – Hanna Poddig. Es gibt sie noch, Göttin sei Dank, die Träumer, die von einem Teil der Gesellschaft als „naiv“ oder „Spinner“ bezeichnet werden, die aber den Mut haben, ihren Traum von einer gerechten und herrschaftsfreien Welt zu leben und anderen Menschen davon zu erzählen. Natürlich ist mir diese junge Frau auch deshalb aufgefallen, weil ihr nun erscheinendes Buch in 3sat in der Sendung Kulturzeit vorgestellt wurde und sie und ihr Begleiter beim Containern in Berlin barfußlaufend gefilmt wurde. Als Veganerin ist es ja nur konsequent, garnichts an den Füßen zu tragen. ;)


    Zweiter Lichtblick ist ein neues Programm von René Marik. Der inzwischen als Meister des absurden Puppentheaters bekannt gewordene Comedykünstler präsentiert KasperPop. Da sehe ich doch mal den Gegenentwurf zum lauernden Herzkasper: „der Glatzenkasper! Neben seiner Rolle als Schurke, Chaot und die apokalyptischen Reiter in Personalunion, birgt er gleichzeitig die Chance für einen Neuanfang - frei nach dem Motto: die zerstörerische Kraft ist eine schaffende Kraft!“ (zitiert aus dem Pressetext des neuen Programms von Mariks Webseite).
     
  10. ganesha1967

    ganesha1967 barefoot bellybearer

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    Wenn auch mit Verspätung: Realsatire am Sonntagabend - wieder mal aus der Kategorie unfreiwillig komische Programmplanung deutscher Fernsehanstalten.

    Am Vorabend der mündlichen Verhandlung der Verfassungsbeschwerde gegen die Vorratsdatenspeicherung vor dem Bundesverfassungsgericht zeigte das ZDF als Spätfilm Der Staatsfeind Nr. 1 - den amerikanischen Beitrag zum Thema Datensammlung und Überwachung (übrigens, das ist die Verfassungsbeschwerde, die der seinerzeit noch amtierende Bundesinnenminister Dr. Seltsam angesichts von über 34.000 Klägern - einschliesslich mir - mit einem Hitlervergleich adelte... "Früher hatten wir den grössten Feldherrn aller Zeiten - heute haben wir die grösste Verfassungsbeschwerde aller Zeiten!").

    Na, ich hoffe mal, dass unser oberstes Gericht hier dem Beispiel Rumäniens und Bulgariens folgt, deren oberste Verfassungsgerichte die VDS schon als verfassungswidrig gekippt haben.

    optimistisch mit den Zehen wackelnd,

    ~*Ganesha*~
     
  11. ganesha1967

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    Und auch das neue Jahr verspricht so einiges an Wahnsinn aus dem Lachsack zu holen - oder auch die Sorte, die einem eher das Lachen im Halse stecken lässt.

    Aber zuerst einmal habe ich heute morgen im Büro einen sprachlichen Ausritt in den Lebensraum des Zwiebelfischs miterleben dürfen. Wer es nicht kennt: Zwiebelfisch ist die Kolumne/Glosse des Sprachwissenschaftlers Bastian Sick zum Thema Irrungen und Wirrungen der deutschen Sprache. In der Rubrik "Zwiebelfischchen" werden auch regelmässig Fotobeweise unfreiwillig komischer sprachlicher Wendungen veröffentlicht. In diesem Zwiebelfischchen vom März 2007 sorgte an meinem Arbeitsplatz der Imbiss für eine unverhoffte Wahlmöglichkeit... wenn der Reis ausgeht, und nur noch Pommes da sind, sollte man nicht nur das Wort "Reis" auf dem Schild überkleben... da musste ich einfach zum Handy greifen und knipsen. Aber was schwelge ich in Erinnerungen.

    Also: Formulierung des heutigen Tages: "...es war mir nicht eingeleuchtet, dass..." - zum einen wusste ich nicht, dass zum Verb "einleuchten", dass ja laut Duden so definiert ist: ein|leuch|ten <sw. V.; hat> [eigtl. = wie Licht hell eindringen]: für jmdn. verständlich, klar sein, ... eine solche Partizipialkonstruktion existiert, und zum anderen frage ich mich, nach welchem Wort die Kollegin stattdessen gesucht hatte?

    Der zweite Wahnsinn des heutigen Tages kommt aus einer Pressemeldung, die über verschiedene Agenturen (AFP, dts) heute in die Welt hinaustickerte. Hier der Text der Meldung von derwesten.de:

    42-Jähriger stirbt nach „Avatar“ an Hirnblutung
    Panorama, 19.01.2010, DerWesten

    Taipeh. Wegen übermäßiger Aufregung ist vermutlich ein 42-Jähriger an einer Hirnblutung gestorben, der sich das 3-D-Spektakel «Avatar» im Kino angesehen hatte. Der Mann aus Taiwan hatte unter hohem Blutdruck gelitten. In Internet-Foren klagten Avatar-Zuschauer mehrfach über Kopfschmerzen.

    In Taiwan ist ein Mann an einer Hirnblutung gestorben, nachdem er sich das 3-D-Spektakel «Avatar» im Kino angesehen hatte. Der 42-Jährige habe unter hohem Blutdruck gelitten und sich während des Kinobesuchs zunächst unwohl gefühlt, sagte der Notfallarzt Peng Chin Chih am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Bereits auf dem Weg ins Krankenhaus sei der Mann bewusstlos geworden. Die Ärzte hätten dann eine Blutung im Gehirn festgestellt, an deren Folgen er elf Tage später starb. Die Symptome seien vermutlich durch die «übermäßige Aufregung» im Kino ausgelöst worden.

    Die Zeitung «China Times» sprach anschließend von dem ersten Todesfall im Zusammenhang mit dem Science-Fiction-Film. In Internetforen hatten andere Zuschauer über Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Sehstörungen geklagt, nachdem sie sich «Avatar» und andere 3-D-Filme im Kino angesehen hatten. (afp)

    Ich warte auf die morbiden Humoristen, die sich als erste das T-Shirt mit der Aufschrift "Ich habe Avatar gesehen... und lebe noch!" drucken lassen.
    Das Leben ahmt die Kunst nach... Im Film Die Geister, die ich rief wurde mit dem fiktiven Herztod einer alten Dame, die einen brutalen Trailer für die TV-Produktion der Weihnachtsgeschichte "Scrooge" sah und umkippte, noch gescherzt...

    In diesem Sinne: Oel ngati kameie ("Ich sehe Dich"),

    ~*Ganesha*~
     
  12. ganesha1967

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    Das Wochenende ist eine gute Brutstätte für Wahnsinn...
    Das Werbefernsehen - ein ewig sprudelnder Quell des Wahnsinns - spülte mir just am vergangenen Wochenende etwas in die Ohren, das ich für berichtenswert halte:

    Ein Werbespot für Online-Spiele auf der Internetplattform des sogenannten Kinderfernsehsenders "Nick" der einige Lernspiele anpries mit dem Slogan "Lernt soziale Kompetenz mit SpongeBob"!

    Soziale Kompetenz... SpongeBob...

    Bin ich der einzige, der bei dieser Begriffspaarung spontan "Falsch verbunden!" ausruft...?

    Das gestern selbstverursachte Ableben des als Abmahnanwalts berühmt und berüchtigt gewordenen Günter Freiherr von Gravenreuth kommentiere ich jetzt nicht weiter... Da bietet heise.de den Bericht und die entsprechenden Forenbeiträge dazu.

    Mit nackten Zehen wackelnd,

    ~*Ganesha*~
     
  13. ganesha1967

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    Lange Zeit war nichts an Wahnsinn von mir zu hören, aber trotzdem möchte ich auch hier mal zum Besten geben, was der gestrige Tag der Erde denn so an Absurditäten zu bieten hatte und wie ich damit fertig wurde:

    Ja, gestern war tatsächlich ein Feiertag - zwar keiner der gesetzlichen, für die man einen Tag frei bekommt, aber doch einer, der vor nunmehr 40 Jahren eingeführt wurde und, wie ich finde, durchaus der Feiertag für Barfüßer sein kann: der Tag der Erde (auf Englisch: Earth Day). Nun kann es natürlich sein, daß die Sportbarfüßer unter uns eher die Geurtstage von Zola Budd oder Abebe Bikila als Feiertage zelebrieren, aber der Tag der Erde als wiederkehrende Erinnerung an Umweltbewußtsein, Hinterfragen des Konsumverhaltens und den Respekt unserem Heimatplaneten gegenüber hat, meiner Meinung nach, auch und gerade für Barfüßer eine besondere Bedeutung, denn wir laufen ja auf ihr und genießen es, was die Erde an verschiedenen Untergründen zu bieten hat.

    Es war also klar, daß ich in diesem Bewußtsein und auch zu einem großen Teil meiner spirituellen Ausrichtung folgend, so viele barfüßige Schritte wie irgend möglich auf eben dieser Erde, der natürlichen, zurücklegen wollte. In diesem Bewußtsein begann ich den Tag, und fühlte schon am Anfang leichte Frustration, als im Hof der Spotzen und Pröttern des benzingetriebenen Rasenmähers zu hören war, als der Hausmeister sich gerade diesen Vormittag zur Kürzung des kleinen Rasens in unserem Hof aussuchte. Fröhlichen Tag der Erde, Trottel! Da ich noch ein paar Einkäufe zu machen hatte, ging es dann barfuß in die Innenstadt, wo ich dann meine übliche Route im zentralen kleinen Einkaufszentrum vor mir hatte, und die zuerst abgeebbte Frustration in Ärger umschlug, als ich sah, daß just an diesem Tage ein Autohaus seine blitzenden Fahrzeuge dort präsentierte, und die tollen Slogans "Unsere neuen 'Eco'-Modelle" und "Wir sind Rallye-Weltmeister" auf absurde Art nebeneinandergestellt waren. Das, und dazu das Bild der durch das Einkaufsland fast zombiehaft trottenden Konsumenten verursachte mir fast Übelkeit. Ich wollte nur schnell das erledigen, weswegen ich hergekommen war und wieder dort raus.

    Zuhause angekommen, hatte ich erstmal den Wunsch, etwas zu "chillen" und legte mich ins Bett, wo ich - Göttin sei Dank, traumlos - ungefähr zwei Stunden lang schlief. Es war später Nachmittag, zwischen 17 und 18 Uhr, als ich erwachte, mich wieder besser fühlte und mir einen Kaffee zum Anlassen meines inneren Motors machte. Koffein ist nun mal mein Treibstoff. :) Dann sollte aber endlich der barfüßige und schöne Teil des Tages beginnen.

    Ich ging also an den Lieblingsort meiner barfüßigen Sonntagsspaziergänge, der nun in der frühen Abendsonne eine andere und auch friedlichere und entspanntere Stimmung bekam, als dies sonst mitten am Tage der Fall ist.

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    Und auch wenn dies eher gebändigte Natur ist, so habe ich dort doch trotzdem den Kontakt mit Mutter Erde, den ich brauche, um Energie zu tanken und gleichzeitig zu entspannen. Ich roch die Frühlingsaromen von Gras, Blüten und frischem Grün an den Bäumen und fühlte die Erde unter mir und die vorher am Tag aufgekommenen Gefühle von Frustration, Ärger und der leichten Übelkeit fielen nun endgültig von mir ab.

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    Nachdem ich mich nun so mit Energie ersorgt hatte, fühlte ich nun den Drang, auch etwas an die von mir als Große Mutter und Göttin verehrte Erde zurückzugeben. Ich stellte mich also aufrecht ins Gras, Füße schulterbreit auseinander, atmete tief ein, schloß die Augen, fokussierte etwas von der spirituellen Energie, die ich empfangen hatte und schickte sie im Ausatmen versehen mit meiner Liebe durch meinen Körper erdwärts und durch meine nackten Sohlen direkt in die Erde zurück. Dieser Austausch von Energie und Liebe war es, der meine barfüßige Erfahrung an diesem Tag zu einem wirklichen perfekten spirituellen Ereignis machte.

    Natürlich wird es jetzt Leute geben, die dies lesen und sich fragen, was denn dieser New-Age-Nonsens oder dieses Hippie-Gehabe soll... Nun, ich muß sagen, diese Befriedigung meines inneren Blumenkinds ist einfach eine praktische Hilfe, um die im "normalen" Leben und in der Arbeitswelt auf mich einströmenden Eindrücke zu kontern - das ist meine Methode, um mich zu vergewissern, daß ich wirklich lebe anstatt nur zu funktionieren. Meine Umwelt nimmt mich ja eh meistens als "den Freak" wahr - und so gehe ich auch offensiv und fröhlich darauf zu und sage "Na klar, ich bin das, was ihr einen Freak, Hippie, Verrückten nennt... und wißt ihr was? Ich liebe es, ich zu sein!"

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    Nun, die Woche der barfüßigen Freiheit ist noch nicht vorbei... Da liegt jetzt ein Wochenende vor mir, das zum einen Spaß bereithält - mein barfüßiger Besuch auf dem Mittelalterlich Phantasie Spectaculum in Gelsenkirchen am Samstag - und zum anderen angesichts der äußerst barfußfreundlichen Wettervorhersage den Plan für den Sonntag zu einer Wiederholung des vergangenen Sonntags macht: barfüßiger Gang zu meinem Lieblingssee und das Tanken von Energie vor der Arbeitswoche über das Gefühl aller vier Elemente: der Erde, die mich trägt, der Luft, die als Wind um meinen Körper streicht, des Wassers, in das ich (zumindest zum Teil) eintauche und des Feuers, das die Sonne mir schickt. Oh, da bin ich ja schon wieder in die spirituelle Schiene geraten...

    Also dann, auf in den letzten und schönen Teil meiner Woche Freiheit für die Füße.
     
  14. ganesha1967

    ganesha1967 barefoot bellybearer

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    Und beinahe hääte ich es vergessen... das Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel hält ja oft Stilblüten besonderer Art bereit - so war es vergangenen Dienstag, als ich nach langen Jahren meinen Heimatort besuchte und auf dem Weg per Bus in den "dreckigen" Ortsteil aus dem ich stamme zuerst (leider zu schnell, sonst hätte ich ein Foto) an einem Betrieb vorbeifuhr, dessen Inhaber nur das werden konnte, was er ist: "Dunkelmann Bestattungen" (ja gibt es, auf der Hünxer Straße in Dinslaken... :D).
    Und diese Firma hat es auch in die Liste der lustigen Bestatter auf echtenamen.de geschafft:
    http://www.echtenamen.de/kategorie.php4?id=7

    Und dann hatte der Bus selbst noch eine kleine Überraschung an den Fenstern kleben, die uns deutlich macht, daß es wichtig ist, den richtigen Beruf zu wählen. Wieviel mehr als jetzt hätte wohl der auf dem obersten Werbekleber zitierte erreicht, hätte er das gemacht, was auf den Werbeklebern darunter steht...:

    [​IMG]

    Ich frage mich, ob ein Katholik die Dinger da hingeklebt hat...

    Grinsend mit nackten Zehen wackelnd,

    ~*Ganesha*~
     
  15. Early

    Early Member

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    Warum gibt es diesen Wahnsinn? Denken die Menschen zu wenig?
     
  16. Southernman

    Southernman Boarischer Rebell

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    ja da schaug her, der Early ist auch noch in den Weiten des www untewegs

    Griass Di [​IMG]
     
  17. ganesha1967

    ganesha1967 barefoot bellybearer

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    Nun, was das Plazieren solcher Schilder oder der Texte darauf angeht... ja, da scheint ein Defizit zu bestehen... zumindest bei manchen.

    Hier z.B. wird eine Tagesempfehlung zum unfreiwilligen Witz:

    [​IMG]

    Also, wenn die Toiletten nur heute zu empfehlen sind... was sagt das wohl über die Klo-Etikette der Besucher aus???

    (So gesehen am Samstag, dem 24.04. in Gelsenkirchen).

    Grinsend mit nackten Zehen wackelnd,

    ~*Ganesha*~
     
  18. Early

    Early Member

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    hey jey,

    geht's dir gut, alles beim besten?
    Sehen wir uns dieses Jahr am Berg?

    Liebe Grüße


    -----------------------------

    PeAcE!!!!
     
  19. ganesha1967

    ganesha1967 barefoot bellybearer

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    Und der Wahnsinn geht noch weiter. Denn:

    Es ist alles zu spät! Es ist aus! Das Ende ist nah!
    (zumindest wenn wir dem da glauben :) )

    [​IMG]
    (heute beim Einkaufen gesehen... ich wußte gar nicht, daß es eine Bild-Zeitung für Horoskope gibt! Und nein, ich habe sie nicht gekauft...)

    Dagegen stinkt sogar der Herzkasper ab!

    Grinsend und kopfschüttelnd mit nackten Zehen wackelnd,

    ~*Ganesha*~
     
  20. Green Shades

    Green Shades Beyond 355/113

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    Warum nicht gekauft? Dann hätte sich das Klopapierproblem auch ohne dreilagiges Happy-Ending aufgelöst.
     

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