Der alltägliche Wahnsinn... (eine kleine persönliche Chronik)

Discussion in 'German' started by ganesha1967, Sep 28, 2009.

  1. Southernman

    Southernman Boarischer Rebell

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    alles ok in MUC, immer noch mit www.hippiesunited.de zu gange, wahrscheinlich sehen wir uns am Berg
     
  2. Nightwish666

    Nightwish666 Member

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    [QUOTE = ganesha1967; is 6.3102 million] And the madness further. Because:

    It's all too late! It is over! The end is near! [/ B]
    (At least if we believe the da:))

    [url]http://www.hipforums.com/newforums/picture.php?albumid=15&pictureid=48566[/url] [/ IMG]
    (Now seen shopping ... I did not know that there is a picture for newspaper horoscopes! And no, I have not bought ...)

    On the other hand stinks even from the heart Kasper!

    Grinning and shaking his head shaking with bare toes,

    ~ * Ganesha * ~ [/ QUOTE]

    oh man, oh man , diese panikmache haengt mir so zum hals raus.......
    es fehlen einem echt schon fast die worte....
     
  3. Nightwish666

    Nightwish666 Member

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    lol, ich weiss nicht was da jetzt schief gelaufen ist...tolle uebersetzung aber...hahahahah
     
  4. Early

    Early Member

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    Ganesha,

    verschwende wohl nicht die energie deiner kamera mit dem knipsen der idiotischen begebenheiten, drück mal wieder den knopf bei hüpfenden kindern im park oder rastenden menschen unter bäumen...
    ich fahre jeden morgen s-bahn und sehe viele menschen mit den gleichen schriftprodukten, mit großen bildern, großen schlagzeilen, die keiner wiederholung verdienen...schaue mir dann immer die menschen darüber an...überlege mir, wie das eine den anderen nährt auf unterschiedliche weise...
    nein lieber nicht, denn es hat keine bedeutung...gehen wir damit nicht von haus zu haus kopfschüttelnder weise, das ist wider unserer haltung.

    PeAcE!!!

    ps
    hätte bock uff Cosmic River nr. ? (3od.4)
     
  5. scratcho

    scratcho Lifetime Supporter Lifetime Supporter

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    I'm afraid the only German I know pertains to German brassieres=stoppinzefloppin.
     
  6. ganesha1967

    ganesha1967 barefoot bellybearer

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    Guten Morgen, Early,

    (*gähn* - meine Güte, ist das früh... :coffee: )

    Nun, soviel Energie geht dabei nicht flöten... ich bin in der glücklichen Lage, daß der Saft aus der Steckdose bei mir zuhause aus einem lokalen Wasserkraftwerk kommt. Somit ist selbst bei den bildlichen Darstellungen des Wahnsinns alles im Fluß und auch noch CO2-neutral :)

    Du hast schon recht, daß die Darstellung von fröhlichen Kindern und entspannten Menschen einiges mehr an positiven Energien zurcükstrahlt - kein Zweifel. Aber im Geiste dieses Threads, den ich eröffnet habe, wäre das off-topic.

    Zum ständigen laufenden Wahnsinn meines Lebens gehört auch die tägliche Fahrt mit dem ÖPNV Richtung Arbeitsplatz... da sehe ich das auch, allerdings eher als kurzes Aufblitzen, da ich mich selbst mit Lieblingslektüre vor den Augen und Lieblingsmusik im Ohr vor dem dort aufkeimenden Wahnsinn abschirme.

    Ach, keine Sorge, das Kopfschütteln hält bei mir nur ein paar Sekunden an, danach gehe ich wieder fröhlich und aufrecht auf meinen nackten Füßen durch die Welt... Solche Schlaglichter wie die bisher im Bild gezeigten sind meine ganz persönliche satirische Antwort (mit hie und da eingestreuten Zitaten von mir verehrter Berufssatiriker) auf ebensolche Großdruckschlagzeilen. Würde ich angesichts des echten Wahnsinns in der Welt, der z.B. gerade im Golf von Mexiko aus dem Bohrloch am Meeresgrund suppt, kopfschüttelnd durch die Gegend laufen, hätte ich schon längst entweder einen breiten Stiernacken vom Dauertraining oder zumindest derbe Nackenschmerzen. Angesichts solchen Mists, den Menschen bauen, halte ich mich in Sachen Satire auch eher zurück - um eine Heldin meines aktuellen Lieblingsfilms zu zitieren: "Das ist traurig... nur sehr traurig!"

    Mit nackten Zehen wackelnd,

    ~*Ganesha*~
     
  7. ganesha1967

    ganesha1967 barefoot bellybearer

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    Seit einigen Tagen ist es nun wieder soweit - das alle vier Jahre wiederkehrende Ritual, das Menschen, die man sonst eher entweder ignoriert oder ob ihres Benehmens als Trottel oder (wie man hier im Ruhr-Sprachraum sagt) "Asis" titulieren würde, in Rudeln zusammenführt, hat begonnen: die Fußball-WM.

    Im Alltag ist dies sichtbar durch eine besondere Art der Beflaggung - Nationalflaggen werden ja sonst zu bestimmten Anlässen oder an speziell dafür vorgesehenen Orten aufgehängt. Wir kennen alle die Flaggen, die bei Staatsbesuchen oder irgendwelchen nationalen Feiern im Wind flattern, die Flaggen, die vor Kasernen gehißt werden oder auch die berühmte "Fahne auf Halbmast", die im Fachjargon Trauerbeflaggung genannt wird.

    Nun gibt es aber noch etwas, was ich persönlich "Trottelbeflaggung" nenne - dies beginnt bei den kleinen Fähnchen, die sich manche Leute an die Seitenfenster ihrer Autos hängen (und manche sogar an jedes Seitenfenster, um damit einen besonders hohen Trottelgrad anzuzeigen) und endet bei aus dem Fenster so mancher Prekariatsresidenz gehängten Nationalfahnen der meist schwarzrotgoldenen Sorte. Ein großer Vorteil ist, daß man die Möglichkeit hat, diese Orte und Fahrzeuge als Trottelhorte sofort zu erkennen.

    Anläßlich dieser Weltmeisterschaft kommt noch ein weiteres Werkzeug dazu, um der Trotteligkeit Ausdruck zu verleihen - in der Fachsprache als "Vuvuzela" bezeichnet, nenne ich diese plastikgewordene Vermarktung des Hörsturzes einfach mal "Trotteltröte". Was dem Jäger sein Horn oder dem Armeetrompeter sein Kornett, mit dem er zum Angriff bläst, ist dem Trottel die Tröte, in die er tumb und fröhlich hineinpustet.

    Praktischerweise gibt es dazu noch Orte, an denen sich die Rudel der Trottel versammeln, indem sie ihre trottelbeflaggten Fahrzeuge trotteltrötend zu sogenannten "Public Viewings" lenken - oder, wie ich das nun nenne: zu Trotteltreffen. Praktischerweise werden diese Orte ja bekannt gemacht, so daß Menschen wie ich, die der ganzen Veranstaltung und seiner Nebenwirkungen (verursacht durch Trottelrudel) nichts abgewinnen können, diese Ankündigungen als praktische Bekanntmachung von "No-Go"-Areas nutzen können und sicher sein können, daß an den Plätzen, an denen man gern ist, Ruhe herrscht.

    Ab dem Ende dieser Arbeitswoche beginnt für mich ein zweiwöchiger Urlaub, den ich dazu nutzen werde, genau diese "No-Go"-Areas zu meiden und mich an meinen trottelfreien Lieblingsorten an der Ruhe zu erfreuen, die ich dort habe und auch brauche, um mich hinreichend zu erholen.

    Mit den nackten Zehen eines bekennenden Nicht-Fußballfans wackelnd (zur Melodie des River-Kwai-Marsches zu singen: "Fußball geht mir am Arsch vorbei!" :D ),

    ~*Ganesha*~
     
  8. ganesha1967

    ganesha1967 barefoot bellybearer

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    Kann man die Intelligenz der Bürger eines Landes anhand der Quizfragen messen, die im Fernsehen gestellt werden...? Sollte die Antwort „ja“ lauten, sehe ich wieder mal schwarz für die Deutschen (hier als Sammelbegriff gebraucht).

    Anlaß dazu gab mir heute mittag der Seitenblick auf einen der großflächigen Plasmaschirme, die derzeit zum Zwecke des Abhaltens von Trotteltreffen (siehe oben) in einem Einkaufszentrum im Ortskern meiner Wohnhaft aufgebaut sind. Im Vorbeigehen erhaschte ich einen Blick auf eine dort eingeblendete Frage und die ebenfalls präsentierten Antwortoptionen:

    „Wie lautet der Name einer der ersten Computersprachen?

    A) Pascal
    B) Mandy
    C) Kevin“

    Meine abgebrochene akademische Ausbildung hat mir (in diesem Fall leider) die Fähigkeit mitgegeben, Textinhalte schnell erfassen zu können – im Englischstudium gab es den Kurs „Reading Skills“, in dem es einer der Übungsinhalte war, den Inhalt eines Texts durch schnelles Querlesen (sogenanntes „skimming“) in sich aufzunehmen... im Alltag kann das praktisch sein, aber eben auch zu Wahrnehmungen wie der eben genannten führen. Bei derartigen Quizfragen halte ich es ja für den wahren Test von Intelligenz, eben nicht die eingeblendete Telefonnummer eines Mehrwertdiensts (meistens 0137-Televote-Vorwahlen) anzurufen, und mit jedem vergeblichen Versuch mindestens knapp € 0,50 in den Ofen zu schießen, nur um dann (falls man nach Verschleudern zahlreicher Euros durchkommt) vor lauter Aufregung „Mandy“ in den Hörer röhrt. Sich öffentlich zum Deppen machen kann man auch kostengünstiger haben.

    Andererseits eröffnen aber die Antwortoptionen B) und C) durchaus Räume für Gedankenspiele... wie würde wohl die Kommunikation mit einem Rechner ausfallen, der mit Mandy 2.0 programmiert wurde...? „Mandy“ und „Kevin“ sind ja die Klischeenamen schlechthin, die von einschlägigen Comedians von A wie Atze Schröder bis Z wie Cindy aus Marzahn :D gern zur Veranschaulichung der Art von Nachkommen benutzt werden, die ein anderer Comedian (Dieter Nuhr als erster, glaube ich – aber nicht nur der) schon mit dem Begriff „Arschlochkind“ - abgekürzt „AK“ - umschrieb.
    Also könnte doch „Mandy 2.0“ oder auch „Kevin 7“ das neue Betriebssystem für günstige Prekariatscomputer aus dem freundlichen Geiz-ist-geil-denn-ich-bin-doch-nicht-blöd-Markt von nebenan sein. Endlich mal Software, die die Sprache der User spricht...

    Fehlermeldungen könnten dann so klingen: „Datt geht gezz nich! Klick da nich drauf“... und falls doch: „Ich hab gesacht, klick da nich drauf, du Honk!“ Das wäre doch der angedachten Zielgruppe mehr als angemessen, oder? Läßt sich bestimmt aktuell auch im Set mit 4 Trottelflaggen fürs Auto, einer großen Trottelfahne fürs Wonhzimmerfenster und einer Trotteltröte verkaufen. Und nach der Fußball-WM oder dem nicht unmöglichen Vorrundenausscheiden der deutschen Mannschaft dann mit dem sich automatisch verlängernden Klingeltonabo mit den 20 weltbesten Trotteltrötentönen und einer CD der Atzen gratis.

    In diesem Sinne: Olé Olé, Deutschland. :biggrinjester:

    Mit nackten Zehen wackelnd,

    ~*Ganesha*~
     
  9. Green Shades

    Green Shades Beyond 355/113

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    Now I am become death, destroyer of worlds - once again.

    Aber mein lieber Ganesha! Es tut wirklich Not Worlde zu destroyen, denn so negativ wie du deinem Alltag gegenüber eingestellt bist, das bin noch nicht ein Mal ich, der Elefant, dem die Stoßzähne zur Stirne herauswachsen ;-)

    Ich frage mich, warum du auf Dinge, die dich stören so eingehen kannst. Mir wär die Zeit zu schad. Abgesehen davon finde ich noch nicht ein Mal die Hälfte davon so bedenklich wie du es tust. Klar, komisch und unintelligent ist das allemal. Aber was hast du nur erwartet?

    1. Die Frage, ob Pascal oder Kevin eine Programmiersprache ist, ist gar nicht Mal so evident, wie du jetzt tust. Tatsache ist, dass die per Definition Pascal ist, nicht Descartes und auch nicht Kant. Pascal! Auch nicht Leibniz oder Mersenne, nein nicht Turing, nicht Zuse und erst nicht Pythagoras. Kant! Ehm. Pascal! Pure Konvention, reiner Konfromismus. Pascal. Wie soll das ein Rentner wissen, der sein Leben lang nur kleine Taschenrechner verwendet hat, wenn überhaupt. Noch nicht einmal die unschuldige Kenntnis der philosophischen Szene des 17. Jahrhunderts befähigt, diese Frage zu beantworten. Die Quizfrage ist also gar nicht so schrecklich illegitim. Und sie gibt auch im Gegensatz zu vielen anderen Phänomenen nicht das negative Urteil über die Intelligenz der Deutschen, das du ausstellst. Auf jeden Fall hat solch stupides Wissen nix mit Intelligenz zu tun.

    2. Atzen-CD. Mir völlig unbekannt was das ist. Aber scheinbar handelt es sich um irgendwelche Musik. Also Geschmack, Kultur und Werte. Ich wage die vage Annahme, dass diese Musik kaum ästhetischer oder intelligenter ist, als irgendwelche wild herausgegriffenen afrikanischen Trommeln oder indische Bollywood Soundtracks. Ich bin für die vollkommene Befreiung der persönlichen CD-Player, sprich, des persönlichen Kunstkonsums. Und wenn sich jemand Mondriantapeten auf die Wand kleben möchte. Herrje! So solls doch effing sein! Lass sie doch Spaß daran haben.

    3. Deine Toilettenprophezeiungen. Keine Ahnung mehr, was das war, aber offensichtlich eso. Gegenfrage: Was unterscheidet eigentlich im Kern ein Horoskop von einer Wirtschaftsprognose? Oder, warum ist Dawkinismus Creationismus vorzuziehen? Existieren Higgs-Bosonen wirklich oder ist dieses Modell einfach nur ein Modell mit einem besseren, dass noch seiner Entdeckung harrt? Was versteht ein kongolesischer Silberrücken von Quantenmechanik? Bringt es mehr Pech, wenn Schrödingers Kitty schwarz ist und unter einer Leiter läuft, oder wenn Doc Schrödinger sie in die Box tut? Was wissen wir schon? Wenn Leute an Horoskope glauben möchten, warum nicht? Es ist ihre freie Entscheidung, und vermutlich ist es besser, sie Horoskop-Zeitungen verkaufen zu lassen, als einen irren puritanischen Mobb mit Fackeln und Scheiterhäufen auf sie loszulassen.

    4. Bockwurst-Croissant. Deiner Lesart nach Symbol der fortgesetzten Besetzung des entsetzten Frankreichs. Meiner Intuition nach Manifestation eines latenten Populärverständnisses für die Notwendigkeit der deutsch-französischen Freundschaft. Hat niemand beansprucht, dass man wirklich schon verstanden hätte, wie die besser laufen könnte! Aber zumindest als Bockwurst-Croissant scheint sie sich gut zu verkaufen, was mir Hoffnung für die Zukunft macht.
    (NB: Das Croissant war eigentlich eine österreichische Erfindung, auf die Abwehr der türkischen Invasion in den 1680ern hin. Symbol der Kooperation West- und Osteuropas. Jan Sobieski, kennsdu? Wär dann das Bockwurst-Croissant nicht heimlich parallel ein Symbol der türkisch-deutschen Partnerschaft?)

    5. ... 6. ... 7. ... etc. spar ich mir, weil das hier bereits genug Hausaufgaben sind. Dir wünsche ich ein aufschlussreiches Meditieren!





    Übrigens finde ich auch deine "Chaos"-Sig unerfreulich konformistisch. Der reine Chaos-Begriff ist eine faschistoide Simplifikation. Nur Idioten sind in der Lage "Chaos" zu erkennen. Jede hinreichend fortgeschrittene Sprache ist von weißem Rauschen nicht zu unterscheiden, und nur weil ein Kleingeist keine Ordnung, keinen Sinn sieht, heißt es noch lange nicht, dass es das nicht gäbe. Wie kommt wohl einem Rotkehlchen die deutsche Sprache vor? Fermi out!
     
  10. ganesha1967

    ganesha1967 barefoot bellybearer

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    Na, das ist ja mal was... und ausgerechnet am heißesten Tag des Jahres (zumindest in meiner Region mit Tageshöchsttemperaturen auf Körperwärmeniveau) habe ich nun eine Aufgabe vor mir, mich zu konzentrieren und darauf zu antworten. Nun, dann will ich das mal tun.

    Zuerst mal dies: auch wenn der Alltag, wie ich ihn in in einem anderen Thread schon mal beschrieb, auch des öfteren Anlaß geben mag, entweder depressiv oder aggressiv zu werden - oder sich aus der Realität zu flüchten, je nach Gusto - bin ich keinesfalls komplett negativ der Welt gegenüber eingestellt. Immerhin gibt es ja in dieser Welt noch Menschen, die ebenfalls sehen und thematisieren, was es an mehr oder minder großen Haufen Schokopudding (positiv formuliert, wie es ja der Trend des Marketings ist... da wird Scheiße eben nicht beim Namen genannt) da draußen gibt und dies entweder auf lobenswerte aktivistische Art angehen, oder (was mein Motiv in diesem Thread ist) mit den Mitteln der Satire der Lächerlichkeit preisgeben. Um aus einer Definition von Satrie zu zitieren: "Die Satire bedient sich häufig der Übertreibung (Hyperbel), kontrastiert Widersprüche und Wertvorstellungen in übertriebener Weise (Bathos), verzerrt Sachverhalte, vergleicht sie spöttisch mit einem Idealzustand (Antiphrasis) und gibt ihren Gegenstand der Lächerlichkeit preis. Zu ihren Stilmitteln gehören Parodie, Travestie und Persiflage, zu ihren Tonfällen Ironie, Spott und Sarkasmus. Insofern sich die Satire auf eine Idealvorstellung beruft, kann sie sich auch des Pathos bedienen. (...) Satire tritt häufig als Mittel der Polemik auf. In öffentlichen Debatten und im gelehrten Disput kann sie ein Mittel sein, einen Gegner bloßzustellen. Dabei greift sie nicht direkt mit Sachargumenten an, sondern geht den indirekten Weg der Kontrastierung, bei dem einem Zuhörer oder Leser der Kontrast zwischen Wirklichkeit und Ideal augenfällig wird."
    Die Zeit, genau dies zu tun, was ich hier tue, ist mir deswegen nicht zu schade, weil ich damit ein mir und meiner Person angemessenes Ventil habe, damit umzugehen.

    Die Art der Quizfrage, die ich zitierte, bedient Klischees, die in den Bereichen der Parodie und Komik (ebenfalls verwandte Unterarten der Satire) bereits von prominenten Vorrednerinnen und Vorrednern des Genres kreiert wurden. Diese Klischees, einmal das des Namens "Kevin", der von einigen Satirikern als ein Label des typischen Sprößlings von alternativer und antiautoritärer Pädagogik überzeugter Eltern, die eher vom Mainstream belächelt werden etabliert wurde und zum zweiten das des Namens "Mandy", das ebenfalls in der Komik und Parodie inzwischen für das meist übergewichtige weibliche Kind von Unterschichteltern steht, in den Zusammenhang einer ernst gemeinten Quizfrage zu stellen, ist für mich eben ein Beispiel wundervoller Realsatire, nichts weiter. Und das griff ich eben mit dem Mittel satirischer Überhöhung auf.

    Ja, das Adjektiv "irgendwelche" trifft es wohl am besten... und dem Unbekannten kann begegnet werden. Bittesehr:

    https://www.youtube.com/watch?v=gsvvTX0bwPo"]YouTube- Frauenarzt & Manny Marc - Das Geht Ab (Official Video HQ)


    Ist es vielleicht das ultimative Unglück, wenn Dr. Schrödinger die Katze in die Box legt, und dann mit der Box in Händen unter der Leiter hindurchgeht...? :D

    Scherz beiseite... die "Prophezeiung", die ich in diesem Teil des Threads ablichtete, bezog sich auf den Eyjafjallajökull und dessen Ascheeruption, die den normalen Alltag der industrialisierten Welt in Mitteleuropa auf so schön natürlich-anarchistische Weise aushebelte. Mir erschien die Machart dieses Blatts, das da feilgeboten wird, doch arg vertraut - erinnert sie doch in Aufmachung und der sprachlichen Qualität der Botschaft an eben das Verdummungs- und Manipulationsorgan Nummer 1 der deutschen Presselandschaft. Und somit wurde sie natürlich ob der Botschaft selbst und auch ob der Präsentation zu einer probaten Zielscheibe meines Spotts. Natürlich können und sollen sie derartige Zeitungen ruhig verkaufen und ebenso soll es wohl auch die entsprechende Zielgruppe geben. Es ist schon richtig, daß dies ein dem mistgabel- und fackelschwingendem Mob vorzuziehendes Medium ist.

    Da fällt mir gerade ein, daß ich ja bei dem Bockwurst-Croissant völlig den Freud'schen Aspekt außer Acht ließ... Da steckt eine saftige und fleischige deutsche Wurst in einer weichen und warmen Masse aus Teig... hocherotisch, nicht wahr? Aber lassen wir Siegmund und seine Zigarre hier mal besser außer Acht. :p

    Nein wäre es nicht denn (ich zitiere):
    "Kulturhistoriker haben schlüssig nachgewiesen, dass verschiedene Legenden zur Herkunft des Gebäcks (siehe unten) frei erfunden sind und die Croissants nicht vor dem 19. Jahrhundert in Frankreich eingeführt wurden. Erstmals in einem Nachschlagewerk erwähnt wurde Croissant unter dieser Bezeichnung jedoch im Jahr 1853 als nicht näher beschriebenes Gebäck, 1863 wird in einem Lexikon auch die Mondform erwähnt. Das erste Rezept hierfür erschien sogar erst 1906 in der Nouvelle Encyclopedie culinaire.[2] „Die Geschichte des Croissants und seiner Entwicklung zu einem Nationalsymbol Frankreichs ist eine Geschichte des 20. Jahrhunderts.“[3]

    Verbreitet wurden die Legenden unter anderem durch Alfred Gottschalk in der ersten Auflage des Larousse gastronomique 1938 und in einem weiteren eigenen Buch im Jahr 1948, wobei er einmal Wien und einmal Budapest als angeblichen Ursprungsort angab.

    Für die Behauptung, dass die österreichischen Kipferl das Vorbild der Croissants waren, gibt es keine historischen Belege. Für die Zeit Ludwigs XVI. wird kein halbmondförmiges Gebäck in gedruckter französischer Literatur erwähnt. Für die österreichischen Hörnchen gab es vor 1900 laut Habs/Rosner jedoch nahezu dieselbe Legende, die auch zu den Croissants verbreitet wird: „Bei der (...) gewichtigen Rolle, die das Kipferl im Wiener Leben spielt, hat man sich schon vorlängst nach einem Erfinder für denselben umgesehen und schrieb diese Ehre dem löblichen Meister Peter Wendler zu, der die Form des Gebäcks 1683 zum Hohne auf den türkischen Halbmond in Aufnahme gebracht habe.“"
    (Quellenangaben zu den Fußnoten:
    [2] Alan Davidson, The Oxford Companion to Food, 2nd ed. Oxford 2006, Artikel Croissant und Culinary mythology
    [3] Alan Davidson a.a.O. Originalzitat: The history of the croissant, and its development into a national symbol of France, is a 20th-century history.)

    Hausaufgaben... na klasse. Ich habe derzeit Urlaub. Das Erledigen von "Hausaufgaben" wird früh genug auf mich zukommen, wenn der Alltag (in seiner Maschinenhaftigkeit des Bürotags) ab Montag wieder auf mich zukommt.

    Wirklich... Meinte Hesiod als der von der Entstehung der Welt und der unten genannten Götter schrieb wirklich, etwas faschistoides zu schaffen, oder doch eher einen Zustand "vor der Welt" zu beschreiben?
    "In der Theogonie des griechischen Dichters Hesiod (ca. 700 v. Chr.) ist das Chaos der Urzustand der Welt: „Wahrlich, zuerst entstand das Chaos und später die Erde...“ (Vers 116). Das Chaos besitzt in diesem kosmogonischen Mythos Ähnlichkeit mit dem Nichts und der Leere. Kinder oder Abkömmlinge des Chaos bei Hesiod sind Gaia (die Göttin der Erde), Nyx (die Göttin der Finsternis der Nacht), Erebos (der Gott der Finsternis in der Unterwelt), Tartaros (die Unterwelt, Ort und Person zugleich) und Eros (der Gott der Liebe). Alle fünf Götter sind zeitgleich aus dem Chaos entstanden."

    Bezogen auf den Grad an Unordnung und Unbestimmtheit, den das tägliche Leben nun mal hat, finde ich das Zitat, das ich als meine Sig verwende durchaus passend. Oder kontrollierst Du zu 100% das was dir passiert? Falls dem so ist, sollte wir in deinem Namen Tempel bauen, und vor dir auf die Knie sinken...

    Und sieh mal, mir war die Zeit auch nicht zu schade, en detail auf dein Posting zu antworten. ;)

    Dann meditier ich mal fröhlich über das Schöne in der Welt, was es ja in der Tat gibt), und freue mich daran...

    [​IMG]

    Mit nackten Zehen wackelnd, in derzeit positiver Stimmung (da die große Hitze des Tages jetzt nachläßt),

    ~*Ganesha*~
     
  11. Green Shades

    Green Shades Beyond 355/113

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    Niemand hat gesagt, dass du komplett negativ eingestellt bist. Aber für meinen Geschmack zu negativ, weshalb ich gepostet habe.


    Allein wer kann beurteilen ob es Schokopudding oder Vanillepudding ist?
    Vielleicht ist einfach nur Erdbeerkonfitüre.

    Bei deiner Satiredefinition frage ich mich, ob du da nicht aus Versehen den Teil entfernt hast, in dem es darum geht, dass sie zumindest ein bisschen lustig sein sollte.


    Ventilieren, aha. Aber erst gar keinen Dampfdruck aufbauen lassen? Du kannst dich entscheiden wofür du Emotionen übrig haben möchtest. Du hast diese Freiheit. Im Zweifelsfall kann man durch sehr einfache Meditationen erlernen wie man seine Emotionen so leiten kann, dass sie da ankommen, wo sie einem gut tun.




    Um diese Bedienung zu sehen benötigt man also Erfahrung im Bereich der Populärkultur. Wissen ist Konvention. Auch dieses. Und daher finde ich es ziemlich uninteressant, diese banale Frage zu parodieren. Warum nicht die Frage nach dem Sinn des Seins?


    Und? Ihrerzeit standen die Monkees im Ruf albern zu sein. Am ehesten kann man immer nur sagen, dass irgendwelche Musik den eigenen Geschmack trifft, oder nicht. Wenn du's nicht hören möchtest, dann schau dir doch solche Videos nicht an. Geh nicht hin, wo Leute Musik spielen, die dich stört. Oder mach's gleich wie Odysseus' Gefährten und benutze Wachs.





    Nur wenn sie eine Schnitte umgeschnallt bekommen hat und abhebt.


    Es ist eine Legende, dass es eine einzige solche Zeitung gibt, die manipuliert und verdummt. Ebenfalls ist es eine Legende, dass es (nur) zwei solche Zeitungen gibt.

    Je nach Einbildungsniveau benötigt der Bürger mehr oder weniger Brennstoff für die Überzeugung.

    Endlich ein Lichtblick.





    Die beste Zeit, in sich zu gehen.


    Geht es um das Chaos der Antike, oder um den modernen Chaosbegriff? Ich dachte, eher letzteres.


    Wie ich sagte: Nur weil du darin keine Ordnung siehst, heißt es noch nicht, dass es sie nicht gäbe. Und durch die Flucht in den Chaosbegriff machst du es dir schon sehr einfach. Übrigens nutzst du ja den Ordnungsbegriff auf die gleiche Weise.


    Sagte ich das?
    Ich will nicht kontrollieren, aber besser verstehen, das ist etwas anderes.

    Dito.


    Prima. Poste Mal darüber.
     
  12. ganesha1967

    ganesha1967 barefoot bellybearer

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    Hmmm, das wäre dann aber ein anderer Thread, der dafür geeigneter wäre... "Chronik des täglichen Schönen" - willst Du den aufmachen, oder soll ich? :D

    Zum Thema dieses Threads: Realsatire von Vorgesetzten... just nachdem ich aus dem Urlaub nun wieder in die alles andere als streßfreie Maschine eingestiegen bin, gab mir eine Vorgesetzte eine Fotopostkarte mit einer grundsätzlich schönen und netten Botschaft, die aber an der herrschenden Realität doch ein Stück weit vorbeisegelt (Auf der Karte ist ein Leuchtturm hübsch abendlich fotografiert abgelichtet, daher paßt das Bild mit dem segeln schon gut...) - und am Schluß eine "Ätsch"-Pointe bereithält. Ich zitiere mal:


    Im nächsten Leben würde ich versuchen,
    mehr Fehler zu machen.
    Ich würde nicht so perfekt sein wollen.
    Ich würde mich mehr entspannen.
    Ich wäre ein bißchen verrückter,
    als ich es gewesen bin,
    ich würde viel weniger Dinge
    so ernst nehmen.
    Ich würde nicht so gesund leben.
    Ich würde mehr riskiere,
    würde mehr reisen,
    Sonnenuntergänge betrachten,
    mehr bergsteigen,
    mehr in Flüssen schwimmen.
    Ich war einer dieser
    klugen Menschen,
    die jede Minute ihres Lebens
    fruchtbar verbrachten.
    Freilich hatte ich auch
    Momente der Freude.
    aber wenn ich noch einmal
    anfangen könnte,
    würde ich versuchen,
    viel mehr gute Augenblicke zu haben.
    Falls Du es noch nicht weißt:
    aus diesen besteht nämlich das Leben;
    nur aus Augenblicken - vergiss nicht den jetzigen.
    Wenn ich noch einmal leben könnte,
    würde ich von Frühlingsbeginn an
    bis in den Spätherbst hinein barfuß gehen.

    Wenn ich das Leben noch vor mir hätte.


    Hervorragend. Vielen Dank. Dem letzten Satz und seinem Konjunktiv nach zu urteilen ist jetzt also erstmal alles vorbei. Tja, zu spät, dumm gelaufen. :p

    Oder? Naja, auch wenn es ein Postkartenspruch (ein langer Postkartenspruch) ist, steckt doch auch einiges Wahres drin... und immerhin, das mit dem barfußlaufen mache ich schon in diesem Leben... und die Zeit für meine Momente nehme ich mir auch...

    Mit nackten Zehen wackelnd,

    ~*Ganesha*~
     
  13. lunarverse

    lunarverse The Living End

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    Я - канадец
     
  14. Green Shades

    Green Shades Beyond 355/113

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    Word. Allerdings eigne ich mich nicht so sehr dafür, da ich noch immer dabei bin in diesem Forum kürzer zu treten. IRL habe ich auch so viel mehr zu tun, dass ich fürchte, gar nicht dazu zu kommen. Auch wenn es an meinem jetzigen Aufenthaltsort dauernd schön ist, wenn man mit meiner Kielwelle rumläuft.


    Die Pointe wird am Anfang schon vorweggenommen: "Im nächsten Leben". Soso. Alles klar, bloß nicht umdenken! ;-)


    Im nächsten Leben würde ich versuchen,
    mehr Fehler zu machen.
    Nein. Übrigens liegt hier schon ein Denkfehler vor: Was ist schon ein Fehler? Eventuell ist es ein Fehler, gegen seine Natur gemäß der Norm zu leben. Konformismus ist ein fataler Fehler. Andere Fehler, die darin bestehen ein assoziales Ar***lo** zu sein, sind auch zu vermeiden. Egal. Kapitel für sich.

    Ich würde nicht so perfekt sein wollen.
    Nein, im Gegenteil. Man sollte perfekter leben wollen, intensiver. Wieder eine Definitionsfrage. Im Zweifelsfall ist diese Formulierung Ausdruck eines weiteren aber gleichartigen Denkfehlers.

    Ich würde mich mehr entspannen.
    Kein Kommentar. Kartenautor hat's nötig, allein um anzufangen nachzudenken.

    Ich wäre ein bißchen verrückter,
    als ich es gewesen bin,
    Noch verrückter? Wer soll das überhaupt noch ertragen? Noch mehr Denkfehler? Wah!

    ich würde viel weniger Dinge
    so ernst nehmen.
    Nein. Die richtigen Dinge. Können evtl. mehr sein.

    Ich würde nicht so gesund leben.
    Check. Oder vielleicht doch nicht?

    Ich würde mehr riskieren,
    Check.

    würde mehr reisen,
    Check.

    Sonnenuntergänge betrachten,
    Check.

    mehr bergsteigen,
    Geht Bergwandern auch? Dann check.

    mehr in Flüssen schwimmen.
    Das hängt vom Fluss ab. Sonst check.

    Ich war einer dieser
    klugen Menschen,
    die jede Minute ihres Lebens
    fruchtbar verbrachten.
    NEIN! Was ist daran so schrecklich falsch? Nichts! Hier poppt nur schon wieder der alberne Denkfehler vom Fehler auf.

    Freilich hatte ich auch
    Momente der Freude.
    Check.

    aber wenn ich noch einmal
    anfangen könnte,
    würde ich versuchen,
    viel mehr gute Augenblicke zu haben.
    Und sonst also nichts ändern? Nur beim Reboot: Session-Coward!

    Falls Du es noch nicht weißt:
    aus diesen besteht nämlich das Leben;
    nur aus Augenblicken - vergiss nicht den jetzigen.
    Check.

    Wenn ich noch einmal leben könnte,
    würde ich von Frühlingsbeginn an
    bis in den Spätherbst hinein barfuß gehen.
    Deswegen hat sie dir diese Karte gegeben. Wenn deine Vorgesetzte es sonst ernst meint, hat entweder sie eine Depression, die sie auf dich projiziert, oder du wirkst so auf sie. Oder sie hat einfach nur Bock mit dir Dinge zu tun, weil du anders bist und sie gern so wäre wie du.



    Stimmt. Da hast du Recht. Aber ulkig ist das auch nicht wirklich. Ich nehme an, deine Vorgesetzte hat dir nicht die Wahl gelassen, dieses Ding zu ignorieren.
     
  15. ganesha1967

    ganesha1967 barefoot bellybearer

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    Eine Frage, die sich mir am Montagabend stellte, ist wirklich, ob die ganze Fußball-WM nicht doch einfach nur für'n Arsch war... und wieder einmal kam die Inspiration zu einer solchen Frage vom Einkauf im Supermarkt:

    [​IMG]

    Ich frage mich, wer bei dieser Supermarktkette auf die Idee zu diesem Produkt kam (es handelt sich hierbei um die Eigenmarke des Supermarkts, also vergleichbar mit dem "Happy End"-Klopapier eines konkurrierenden Discounters).

    Ansonsten fand der Wahnsinn am vergangenen Montag ja eher in Sachen Wetter statt, als ab mittags eine massive Gewitterfront über NRW zog und mit Starkregen, Sturmböen, Blitz und Donner das tat, was Sommergewitter so tun. Aus dem Bürofenster heraus sah das zunächst mal nach imposanter Ruhe vor dem Sturm aus:

    [​IMG]

    Just am Vormittag davor unterzeichneten die beiden Vorsitzenden den neuen rot-grünen Koalitionsvertrag der NRW-Minderheitsregierung, die ab heute, mit der Wahl der Ministerpräsidentin ihre Arbeit aufnehmen soll... Na, wenn die Frau an der Spitze schon "Kraft" heißt, ist die wettertechnische Antwort ja passend kraftvoll ausgefallen.

    Mal sehen, was da noch so alles über uns wegziehen wird. Auf jeden Fall sind schon mal die Sonnenuntergänge nach solchen heftigen Schauern echte Hingucker...

    [​IMG]

    Mit nackten Zehen (die ihr Vergnügen an Sommerregenpfützen haben) wackelnd,

    ~*Ganesha*~
     
  16. ganesha1967

    ganesha1967 barefoot bellybearer

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    Also, so langsam ist die Zufälligkeit des Donnerwetters in NRW an Tagen mit landespolitischen Ereignissen schon fast realsatirisch...

    Heute wurde Hannelore Kraft zur ersten Ministerpräsidentin in NRW gewählt... und was war dann heute am Abend um ca. 18.45 Uhr? Auf ihre Heimatstadt (in der ich auch wohne) rollt eine düstere Wolkenwand zu, Unwetterwarnungen sprechen von Gewittern mit Orkanböen, Starkregen, evtl. Hagel bis 2 cm Korngröße und sogar der örtlichen Möglichkeit von Tornados...

    rein optisch etwas apokalyptisch:

    [​IMG]
    (Zwischenstopp am HBF Mülheim, auf dem Weg vom Büro nach Hause)

    Zu dumm, daß die meisten Satiriker gerade Sommerpause machen... also Urban Priol und Jürgen Becker würden sowas von in die Pfützen hüpfen, die die Donnerwetter der letzten Tage da hinterlassen haben.

    Und gerade eben: WDR aktuell - Moderator Jens Olesen eröffnet die Sendung mit "Heute mittag wurde Hannelore Kraft zur Ministerpräsidentin gewählt, bei heißem Wetter... heute abend kam das Unwetter." - Ich bin also nicht der einzige, der das als thematischen Aufhänger nutzt.

    Ich hatte das Glück, den Starkregen der Gewitterzelle mit der U-Bahn/Straßenbahn zu unterqueren und bei nur noch leichtem Regen aus der Bahn zu steigen... ein Hochgenuß war das barfüßige Plätschern und Spritzen in kühlen Pfützen... wie auch der Temperatursturz von 32° auf 19°C...

    Und der optische Hochgenuß war vor wenigen Minuten der Sonnenuntergang nach dem Sturm:

    [​IMG]

    Wieder mal eine Mischung aus Wahnsinn und Schönheit.

    Vergnüglich mit nackten, pfützenbenetzten Zehen wackelnd,

    ~*Ganesha*~
     
  17. ganesha1967

    ganesha1967 barefoot bellybearer

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    Heute ist es mal keine Satire, die mich dazu verleitet, etwas zum Thema Wahnsinn zu schreiben, sondern der seit seit ca. 17 Uhr an dem Haus, in dem ich wohne vorbeiziehende Zweiton-Soundtrack massenhaft vorbeifahrender Rettungsfahrzeuge. Das Haus liegt an der Verbindungssstraße zum Ortseingang von Duisburg, nahe dem Duisburger Zoo. Und wie aus den Nachrichten bekannt ist, sollte in Duisburg ja eigentlich nur eine große Party auf dem Gelände des ehemaligen zentralen Güterbahnhofs steigen, die dann aber aufgrund einer Massenpanik zu einer Tragödie wurde. 18 Tote und mindestens 80 zum Teil Schwerverletzte... Anscheinend hatte die Veranstalter nicht mit dem derart massenhaften Ansturm der Besucher gerechnet, und so gab es nur einen Zugang zum Gelände durch eine Straßenunterführung, die dann für zuviele Menschen schnell zu eng wurde...

    Am Nachmittag war ich noch zu meinem üblichen Wochenendeinkauf in der Innenstadt der Nachbarstadt Duisburgs und dachte beim Anblick mancher potentieller Besucher der sogenannten Loveparade, die dort herumliefen, daß es schade ist, wie sehr doch etwas, was mal Subkultur was so sehr zum Mainstream geworden ist, daß eine Kette von Fitnesscentern mit zwei boxenden ukrainischen Brüdern als Werbeträgern die Veranstaltung sponsort...
    Die Subkultur, aus der es hervorgegangen ist, ist aber noch lebendig und auf der als Gegenentwurf unter dem Titel "Fuck the Loveparade" 1997 gestarteten Demonstration Fuckparade zu erleben (die nach wie vor nicht nur eine Musikprozession, sondern tatsächlich immer noch eine Demo ist).

    Wenn überhaupt, dann ist das eine Straßentanz- und Laufveranstaltung elektronischer Musik, zu der ich gehen würde. Und als ich dann mit meinen Einkaufstaschen in der U-Bahn saß, die dann an meiner Wohnhaft vorbei weiter in Richtung Duisburg fuhr, direkt in Richtung des Meinstream-Events, fühlte ich mich darin bestätigt, nicht dahin gehen zu wollen. Station für Station stiegen immer mehr Leute ein, die eindeutig das "Mainstream"-Label an sich trugen, die Bahn so stark auffüllten, daß das Aussteigen an meiner Haltestelle kurz vor der Grenze zu Duisburg zu einer unfreiwilligen Gruppenkuschelerfahrung wurde. Herdentiere auf dem Weg zur Stampede... sowas in der Art dachte ich in dem Moment - ohne zu dem Zeitpunkt zu wissen, daß es nur etwa 2 Stunden später zu etwas in der Art kommen sollte...

    Mainstream kann tödlich sein.

    ~*Ganesha*~
     
  18. deleted

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    mmmm chocolate pudding..:drool5:
     
  19. ganesha1967

    ganesha1967 barefoot bellybearer

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    Hmm, die letzten Antworten in diesem Thread erinnern mich irgendwie an Charles Chaplin bei seinen tomanischen Reden als Adenoid Hynkel im "Großen Diktator"...

    Ein Nachsatz zu den gestrigen Ereignissen fast direkt vor meiner Tür:

    Hilflosigkeit der Verantwortlichen war das beherrschende Bild der Pressekonferenz, die am heutigen Mittag in Duisburg stattfand. 19 Tote und über 300 Verletzte sind die traurige Bilanz einer Massenveranstaltung, wie so viele andere, bei denen das Risiko besteht, daß es zu derartigen Unfällen kommt... Schon bei der Vorbereitung der Loveparade gab es die Angst vor dem, was dann gestern wirklich eingetreten ist. Und ein nun als "Panikforscher" titulierter Wissenschafter der Uni Duisburg-Essen (Prof. Michael Schreckenberg) sollte kurz vor der Loveparade in einem Porträt des WDR vorgestellt werden (er ist Mitbegründer eines Modells zur Steuerung des Straßenverkehrs und zur Stauvermeidung). Er hat auch das Unbedenklichkeitsgutachten mitgeschrieben und abgesegnet, fand aber ein solches Porträt kurz vor der Loveparade "zu heikel"... seltsam, oder?!

    Inzwischen kommt mir das fast so vor, wie die Definition und Diskussion des Begriffs "Restrisiko" beim Betrieb vom Kernkraftwerken. Da sitzen die Leute die ganze Zeit mit schlotternden Beinen in den Kommandozentralen und warten auf den Knall. Bezogen auf die AKWs hatten wir den Beinahe-Knall in Three Mile Island 1979 und den wirklichen Knall in Tschernobyl 1986. Natürlich ist das jetzt in Relation um einiges größer als 19 Tote bei einer Musikveranstaltung.

    Aber es hat für mich den Anschein, daß das Managementkonzept in beiden Fällen ähnlich ist... manche Kritiker der Loveparade werden die kurzen Worte des Veranstalters Rainer Schaller auf der Pressekonferenz ("es wird keine weitere Loveparade mehr geben") mit bitterer Genugtuung zur Kenntnis genommen haben. Ich selbst finde auch, daß die Parade seit dem Verlust des Status als Demonstration und der Hinwendung zur reinen Outdoor-Disco den originalen Geist verloren hat und von Subkultur zu Mainstream geworden ist - aber Genugtuung kann ich für das endgültige Ende dieser Veranstaltung nicht empfinden - keinesfalls bei Todesopfern.

    Was wird wohl die Fuckparade dieses Jahr daraus machen, die ja als Gegenveranstaltung "Fuck the Loveparade" seit 1997 ins Leben gerufen wurde...? Bislang ist von der noch existierenden Techno-Subkultur aus der Richtung noch nichts zu hören...

    ~*Ganesha*~
     
  20. ganesha1967

    ganesha1967 barefoot bellybearer

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    Am Montag hatte ich ein Gefühl, das wohl daher kommt,
    daß ich mir am Wochenende davor eine recht große Portion
    an zivilisationskritischen Medien gegönnt habe... es
    begann am Donnerstag, als ich mit Begeisterung begann, in
    dem mir an jenem Tag per Post zugestellten Buch "Original
    Wisdom" von Robert Wolff zu lesen und vieles, wenn nicht
    sogar alles von dem, was ich dort las, wichtig und richtig
    fand. Dann kam der Freitag, der zum einen das Ende einer
    weiteren Woche "in der Maschine", also der Arbeitswelt
    markierte und dann am Abend sozusagen nahtlos in einen
    weiteren Besuch der "Avatar" Special Edition im Kino
    mündete.
    Der Samstag war dann ein Tag des Entspannens und des
    weiteren Lesens in dem genannten Buch, der dann am
    Abend eine weitere Portion "reality check" bot, als ich
    mir den preisgekrönten Dokumentarfilm "Die Bucht" ansah.
    Emotional aufwühlend und herzzerreißend waren nicht allein
    die Bilder des Tötens der Deplhine, das immer noch alljährlich
    im September in Taiji stattfindet, sondern auch und gerade
    die Reaktionen der Menschen, die sich dem Meer verbunden
    fühlen und dies bezeugten. Eine Weltrekordlerin im Freitauchen,
    die auch schon selbst mehrfach dabei Kontakt mit wild lebenden
    Delphinen hatte war dort in Tränen aufgelöst zu sehen und bei
    der Beschreibung ihrer Gefühle angesichts dessen war es ihr
    nicht möglich, Tränen zurückzuhalten. Eine andere Sequenz
    beschrieb eine Trauerzeremonie, aus dem Jahr 2007, die der
    Profisurfer Dave Rastovich mit mehreren anderen Profisurfern
    und einigen Prominenten aus den USA und Australien dort
    abhielt (einen "mourning circle" im Wasser auf ihren Surf-
    brettern), wobei sie im Wasser von den dort anwesenden Fischern
    bedrängt und angegriffen wurden. Die Reaktionen darauf, als die
    Aktivisten dann aus dem Wasser kamen, waren ebenfalls mehr als
    aufwühlend. Eine junge US-Schauspielerin, die in der Fernseh-
    serie "Heroes" ironischerweise eine unverwundbare junge Frau
    spielt (Hayden Panettiere, in der Serie als "Claire Bennett"),
    brach auf dem Strand heftig weinend und alles andere als
    unverwundbar scheinend zusammen.

    https://www.youtube.com/watch?v=N-Pfk0XFSfQ"]YouTube - Dolphin Ceremony in Taiji Japan


    Was mich aber wieder mal den Kopf über die Idiotie mancher
    Menschen schütteln ließ, ist die Tatsache, daß die dortigen
    Behörden bis vor kurzem keine Skrupel hatten, das Fleisch der
    dort getöteten Delphine zum Verkauf und Verzehr weiterzuverar-
    beiten, obwohl der "zivilisierte" Mensche durch den Gebrauch
    fossiler Brennstoffe die Umwelt so sehr unter anderem mit
    Quecksilber verseucht hat, daß es sich in Meerestieren über
    die Nahrungskette so weit anreicherte, daß speziell die Delphine
    inzwischen zu "schwimmenden Giftfässern" (Zitat des Films) ge-
    macht wurden.

    Ich dachte, daß ein weiterer Besuch auf Pandora das schlechte
    Gefühl etwas lindern könnte, aber auch dieses fiktive Werk ist
    ja nichts anderes anls Zvilisations- und Kapitalismuskritik -
    auc hwenn es ironischerweise einem der größten Turbokapitalisten,
    namentlich Ted Turner, Kopf der News Corporation, zu der auch
    die 20th Centeury Fox gehört - eine Rekordbilanz 2009 beschert hat.
    Ich dachte mir, bevor ich am Sonntagabend, also direkt vor Wieder-
    eintritt in "die Maschine" am Montagmorgen, mit dieser Stimmung
    ins Bett gehe, lenke ich mich mit absolut trivialer Popcorn-
    Unterhaltung ab, und schaue im Fernsehen einen Film der "Resident
    Evil" Reihe ("Extinvction"). Aber selbst dort haben die Autoren
    dem Wissenschaftler des fiktiven Megakonzerns Umbrella Corp.
    einen ironischen Satz in den Mund geschrieben, der reine Zivilisa-
    tionskritk ist. Kurze EInführung: ein von der Umbrella Corp. ent-
    wickeltes Virus läßt Menschen zu ehemals Artgenossen fressenden
    und damit infizierenden Zombies werden. Nun forscht Umbrella an
    einem Gegenmittel, um die Zombifizierung rückgängig zu machen.
    Und bei einem Versuch am untoten Objekt zeigt der Testzombie
    doch fast menschliches Verhalten.
    Auf die Frage eines Assistenten, was passiert, wenn die Zombies
    sich nicht mehr vollständig an ihr Menschseinm erinnern, ant-
    wortete der wissenschaftlich verkleidete Bösewicht: "Na, dann
    haben wir jede Menge billige Arbeitskräfte..."

    Ja, da war doch genau das, was heute schon zum Teil gilt:
    zombiehaft gewordene Menschen, die unter Tariflohn Tag für Tag
    "Arbeitnehmerüberlassen" in "die Maschine" steigen.
    Ich schlief in der Nacht zum Montag weder gut noch lang.
    Und der Arbeitstag selbst... ich lief auf Autopilot mit
    mieser Stimmung. Nach Feierabend suchte ich barfuß Plätze auf,
    um Natur unter meinen Sohlen zu spüren und regennasses Gras,
    um diesen ganzen Blues von mir abzuwaschen. Nach ein paar
    tiefen Atemzügen brüllte ich laut und lang ein paar arglose
    und unschuldige Bäume an. Das half. Inzwischen ist dieser
    Blues abgeflaut... Aber das dem zugrundeliegende Große Ganze
    ist immer noch das gleiche. Die Arbeitswoche hat jetzt Halbzeit
    und nach zwei weiteren Arbeitstagen warten zwei Wochen außerhalb
    der "Maschine" - Urlaub. Und der muß auch sein, um mich etwas
    zu heilen.

    Mit den nackten Zehen wackelnd,

    ~*Ganesha*~
     

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